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Bridge Days 2023: Lernorte der beruflichen Bildung : , Thema: Aktionswoche | Azubis im Fokus

Auszubildende als Expertinnen und Experten ihrer selbst: Nach der erfolgreichen Premiere in 2022 lud das InnoVET-Projekt „Bildungsbrücken OWL“ vom 6. bis 10. Februar 2023 zum zweiten Mal Azubis zur Aktionswoche „Bridge Days“ ein. Azubis durften hier eigene Ideen und Lösungsvorschläge für die berufliche Bildung entwickeln und präsentieren.

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Beim Design Spring setzen sich aus vielen Ideen am Ende die besten durch. Copyright: Bildungsbrücken OWL

Im Mittelpunkt auf dem Innovation Campus in Lemgo standen diesmal die Lernorte der beruflichen Bildung, die breit gefasst wurden: Neben architektonischen Aspekten und der Ausstattung von Räumen zählten dazu auch Überlegungen zur digitalen bzw. hybriden Umsetzung von Lernangeboten oder zur Vernetzung von Lernenden und Lehrenden der beruflichen Bildung.

Impulsvorträge von externen Expertinnen schärften bei den 28 Teilnehmenden aus kaufmännischen und gewerblich-technischen Berufen den Blick für das Thema. Anschließend grenzten die Jugendlichen das Thema ein, mit dem sie sich in der Aktionswoche intensiv beschäftigen wollen – und für das sie mit der Methode „Design Sprint“ Ideen und Lösungsvorschläge erarbeiten.

Hier sind die Ergebnisse der Azubi-Teams, die sie bei der Abschlussveranstaltung vorgestellt haben:

Team „Virtual“
Die Berufsschule der Zukunft findet im virtuellen Raum statt. Eine VR-Brille ermöglicht den Zugang zu einem virtuellen Zwilling der physischen Berufsschule. Die virtuelle Berufsschule kann individuell gestaltet werden, umfasst virtuelle Klassenzimmer und virtuelle Simulationsräume. Der physische Ort Berufsschule wird gewandelt. Er dient als Rückzugsort für die Lernenden, bietet Raum für Sport und soziales Lernen. Die physische Berufsschule ist mit schnellem Internet digital so ausgestattet, dass von dort ein Besuch der virtuellen Berufsschule möglich ist.

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Argumente austauschen, Meinungen reflektieren, Ideen entwickeln Copyright: Bildungsbrücken OWL

Team „Feedback Sprint“
Lernen, Feedback und Motivation bedingen sich gegenseitig. Eine schlechte Feedback- bzw. Fehlerkultur wirkt demotivierend und beeinträchtigt das Lernen. Eine Kombination aus geeigneten Räumlichkeiten, in denen Feedback in einer angenehmen Atmosphäre gegeben werden kann, und einer Feedback-App soll eine positive Feedbackkultur im Betrieb fördern. Zudem können die Auszubildenden einen Termin im physischen Feedback-Raum anfordern, bei dem sie mit innovativen Methoden Rückmeldung zu ihren Arbeitsergebnissen erhalten.

Team „Open Minded“
Der berufliche Lernort der Zukunft ist gekennzeichnet durch ein modulares Raumkonzept mit flexiblem Mobiliar, durch das eine angenehme Lernatmosphäre geschaffen wird. Bestandteile können etwa flexible Wände, begrünte Wandteile, Innenhöfe oder große Aquarien sein. Das Lehrpersonal hat als Lernbegleiter überwiegend die Aufgabe Lernmethoden zu vermitteln. Dadurch können individuelles und selbständiges Lernen besser umgesetzt werden. Bei der Gestaltung des Raumes steht im Mittelpunkt, einen Wohlfühl-Ort für die Lernenden zu schaffen und durch eine entspannte Lernumgebung die Motivation zu fördern.

Team „Konzept Räume“
Das Raumkonzept für berufliche Lernorte der Zukunft gestattet eine flexible Gestaltung der Räume, damit projektorientiertes Arbeiten möglich ist. Bei der Ausgestaltung der Räume werden Beleuchtung, Farben und Einrichtung so abgestimmt, dass eine abwechslungsreiche fröhliche Umgebung entsteht. Pflanzen und Mobiliar machen die Räume wohnlich. Lernen und Leben rücken eng zusammen und sind nicht mehr getrennt. Unterstützt wird das Lernen durch digitale Projektionsflächen.

Team „New School“
Die Idee eines Kreativlernzentrums setzt in der Berufsorientierungsphase an mit dem Ziel, die Attraktivität der beruflichen Bildung an Jugendliche zu vermitteln. Im Kreativlernzentrum können Jugendliche unter fachlicher Anleitung praktische Erfahrungen sammeln. Beispiele könnten Bereiche  zu den Themen KFZ, Programmierung/Robotic oder Gastronomie sein. Das praxisorientierte Lernen mit Lernbegleitern stärkt die Eigenverantwortung der Jugendlichen und es können verschiedene Interessengebiete erkundet werden.

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Am Ende galt es, die Ideen zu strukturieren und zu präsentieren. Copyright: Bildungsbrücken OWL

Besonderheiten der Bridge Days 2023

Der Fokus bei der Planung, Organisation und Durchführung lag darauf, Erkenntnisse für die Fortführung des Angebots zu gewinnen. Ein Augenmerk lag auf der Erfassung der benötigten Ressourcen, um eine Grundlage für weitere strategische Überlegungen zur Verstetigung zu haben. Um die Idee der Bridge Days auch in andere vergleichbare Regionen zu transferieren, nahmen bei den Bridge Days 2023 vier Auszubildende der Lorenz-Kaim-Berufsschule aus dem fränkischen Kronach teil.

Erkenntnisse und Ergebnisse aus den beiden Durchläufen Bridge Days 2022 und 2023

Das Format entwickelt Strahlkraft in die berufliche Bildung der Region und darüber hinaus:

  • Bereits nach der ersten Durchführung 2022 hat ein großes regionales Unternehmen das Format für die eigene Ausbildung adaptiert.
  • Ein mittelständisches Unternehmen hat, angeregt durch die Teilnahme einer Auszubildenden, das eigene Ausbildungskonzept überarbeitet und möchte weiterhin mit Bildungsbrücken OWL in Kontakt dazu bleiben.
  • Ein Berufskolleg hat durch den Impuls der Ergebnisse der Bridge Days 2022 die Kooperationen mit den Betrieben inten­siviert.
  • Betriebe nahmen von sich aus Kontakt auf, um ihren Auszubildenden eine Teilnahme 2023 zu ermöglichen.
  • Die Zahl der Anmeldungen konnte von 21 auf 28 gesteigert werden.

Ausblick

Im Nachgang der Bridge Days 2022 wurde ein Methodenleitfaden erarbeitet, um Ablauf und Methodik für die Teilnehmenden sowie weitere am Format interessierten Personen verfügbar zu machen. Der Methodenleitfaden liegt in einer ersten Auflage in gedruckter Form vor. Eine überarbeitete zweite Auflage soll im Lauf des Jahres veröffentlicht werden.

Der Transfer der Bridge Days nach Kronach wird weiterverfolgt. Eine Möglichkeit, das Format an Berufsschulen bekannt zu machen, ist die Vorstellung des Konzepts bei Weiterbildungstagen für bayerische Lehrkräfte.