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Smart-Home-Experte mit Alleinstellungsmerkmal : Datum:

Die Fortbildung „Geprüfter Berufsspezialist für intelligente Gebäudetechnik und Systemvernetzung“ des InnoVET-Projekts Exzellenz Handwerk hat die ersten Absolventinnen und Absolventen hervor- und Dinge in Bewegung gebracht. Im Interview berichtet der Geschäftsführer von Elektro Schlecker aus Ulm, Markus Dodel, wie sich für seinen Elektro-Installateur Arbeit und Rolle im Unternehmen verändert haben.

inno-vet.de: Herr Dodel, bitte stellen Sie Ihr Unternehmen kurz vor.

Markus Dodel: Elektro Schlecker ist ein Traditionsbetrieb, uns gibt es seit 1926. Wir haben insgesamt 55 eigene Mitarbeiter und sind in allen Bereichen der Elektrotechnik tätig. Ein wichtiger Bereich sind erneuerbare Energien mit Speicher, Photovoltaikanlagen und E-Mobilitätsstandorte, ein weiterer sind Einbruch- und Brandmeldeanlagen, die mit der Polizei und Feuerwehr verbunden sind. Natürlich bilden wir auch aus, unter anderem zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik und zum Informationselektroniker.

inno-vet.de: Wie ist der Bedarf beim Thema intelligente Gebäudetechnik und Systemvernetzung bei Ihnen im Unternehmen? Wie wichtig ist das?

Markus Dodel: Das Thema ist natürlich extrem wichtig und gewinnt weiter an Bedeutung. Wir haben momentan drei Mitarbeiter, die in Teilen befähigt sind, diese Anlagen zu installieren und nachher zu programmieren. Die Hardware zu installieren, das macht heute fast jeder Installateur. Aber nachher geht’s um die Einbindung ins IP-Netz und die Programmierung der Komponenten. Und hier ist der Berufsspezialist gefragt und wird bei uns auch vollumfänglich so eingesetzt.

inno-vet.de: Welche Lerninhalte waren aus Ihrer Sicht bei der Fortbildung „Geprüfter Berufsspezialist für intelligente Gebäudetechnik und Systemvernetzung“ am wichtigsten? Wo sollte sich Ihr Mitarbeiter am meisten weiterentwickeln?

Markus Dodel: Ich war erstaunt, wie wenig die Mitarbeiter in der Berufsschule bisher gewerkeübergreifend gelernt haben, sei es bezüglich Heizungsregelungen, sei es zur Steuerung von Behängen im Beschattungsbereich. Das gewerkeübergreifende Wissen ist wirklich wichtig und muss noch mehr vermittelt wird: Heizung, Klima, Sanitär bringen Komponenten mit Stromanschluss mit. Wenn es keinen übergeordneten Planer gibt oder in kleinen Projekten ist es unsere Aufgabe, diese Komponenten sinnvoll miteinander zu verbinden. Da müssen wir wissen, wie es geht, damit wir uns mit den Kollegen der anderen Gewerke fachlich austauschen und die Komponenten aufeinander abstimmen können. Sonst passiert das, was wir nicht wollen: Jedes Gewerk liefert eine Komponente mit herstellereigener Software, und wir als Elektrounternehmen haben die leidvolle Aufgabe, daraus ein Smart Home zu machen, damit der Kunde nicht nur einzelne, unvernetzte Komponenten im Haus hat.

Hintergrund: Smart Home auch in neugeordneten Elektroberufen

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat auf die technologischen Neuerungen ebenfalls reagiert und mit den zuständigen Bundesministerien, Sozialpartnern und Sachverständigen aus der betrieblichen Praxis die Ausbildungsinhalte der Elektroberufe zum 1. August 2021 modernisiert:

Der Beruf „Elektroniker/-in für Gebäudesystemintegration“ mit Fokus auf die intelligente Vernetzung von Gebäuden rund um Smart Building, Smart Home, Energiemanagement und Elektromobilität wurde neu geschaffen.

Die Berufe „Elektroniker/-in“ (Fachrichtungen Energie- und Gebäudetechnik sowie Automatisierungs- und Systemtechnik), „Informationselektroniker/-in“ sowie „Elektroniker/-in für Maschinen und Antriebstechnik“ wurden zudem inhaltlich aktualisiert.

Zur Pressemitteilung des Bundesinstituts für Berufsbildung

inno-vet.de: Welche Veränderungen ergeben sich im Unternehmen durch die Fortbildung?

Markus Dodel: Das Besondere ist: Wenn ein Mitarbeiter so eine Fortbildung erfährt, dann hat er danach ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Er ist der Experte für dieses Thema. Und da haben viele Arbeitskollegen – das habe ich auch schon rausgehört – etwas Respekt vor. Manche sorgen sich, er könnte bei dem Thema aktueller und besser ausgebildet sein als ein Meister. Und natürlich kann so jemand hinterher mehr Geld verlangen und ist für Abwerbungsversuche der Industrie interessant. Für mich persönlich kann es nicht genug Kollegen geben, die diese Fortbildung durchlaufen. Ich würde auf jeden Fall noch mehr Mitarbeiter dorthin schicken, wenn es weiter angeboten wird.

inno-vet.de: Konnten Sie bereits Veränderungen bei Ihrem Mitarbeiter feststellen? Wie hat ihn die Fortbildung vorangebracht?

Markus Dodel: Der Kollege, der die Fortbildung durchlaufen hat, ist jeden Tag draußen, programmiert, nimmt Anlagen in Betrieb, ob das KNX-Systeme sind, Lichtrufanlagen oder Sprechanlagen. Er übernimmt das quasi im Alleingang und sehr selbstständig. Wir hatten den Kollegen schon seit längerem so eingesetzt, denn die Aufträge waren da. Natürlich bespricht er sich vorher mit unseren Projektleitern, die bei uns technisch wie kaufmännisch für die Projekte verantwortlich sind.

Diese Weiterbildung entlastet uns Projektleiter, dass wir weniger über Details reden müssen, da der Kollege auf dem Gebiet spezialisiert ist. Es ist jetzt ein Grundwissen da, wie ein Gebäude, eine Klimaanlage, eine Heizung funktioniert. Das hätte sonst von mir und den Projektleitern individuell geschult werden müssen. Der Kollege gewinnt an Erfahrung und kann mit seinem Hintergrundwissen auf der Baustelle, wenn es um Details geht, die richtigen Empfehlungen aussprechen. Und er kann die Anlagen natürlich noch schneller realisieren und wir als Unternehmen können so mehr Aufträge annehmen.

inno-vet.de: Wie wollen Sie Ihren Geprüften Berufsspezialisten, der zwischen Geselle und Meister angesiedelt ist, im Unternehmen einsetzen?

Markus Dodel: Ich stelle mir zum einen für die Zukunft vor, dass er mit seinem Expertenwissen und seinen Erfahrungen die Meister und Projektleiter berät, damit wir bei der Planung von Vorhaben und im Verkaufsgespräch Komponenten auswählen können, die gut funktionieren und programmiert werden können. Wir haben ihn hier als Ratgeber, mit dem wir vergangene Projekte besprechen, um daraus für künftige Projekte zu lernen.

inno-vet.de: Warum bringen Sie sich als Unternehmen im InnoVET-Projekt Exzellenz Handwerk ein? Was ist der Mehrwert für Sie?

Markus Dodel: Unser Meister, Projektleiter und Betriebswirt ist im Prüfungsausschuss der HWK Ulm und bringt sich da sehr viel ein und hat mitgeholfen, die Lern- und Prüfungsinhalte für diese Fortbildung zu erstellen. Da sind wir fleißig dabei. Wir wollen grundsätzlich weg von der Standardinstallation, hin zum Smart Home. Jeder Installateur müsste im Anschluss diese Weiterqualifizierung machen, um dieses Wissen weiter in die Belegschaft zu bringen. Da sind wir gern dabei und wünschen uns noch mehr Kollegen, die das können.