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Freie Fahrt zur Fachkarriere : Datum:

Die Verkehrswende ist nur mit ihnen zu erreichen, und das Neun-Euro-Ticket hat sie zu den Verkehrsmitteln der Stunde gemacht: Busse und Bahnen bewegen Deutschland. Damit das auch morgen so ist, braucht es qualifizierte Fachkräfte. Das InnoVET-Projekt „UpTrain“ stellt mit seiner neuen Fortbildung dafür die Weichen.

Lokführer blickt aus Zug auf Schienen vor ihm.
Copyright: Adobe Stock/littlewolf1989

Die Mobilität der Zukunft wird eine andere sein als heute: Busse fahren elektrisch, Verkehrsmittel sind miteinander vernetzt, der Betriebshof ist digital organisiert und Kommunikations- und Sicherheitstechnik entwickeln sich rasant weiter. Elektronik spielt dabei überall eine große Rolle.

Für diese neue Mobilität wollen die Verkehrsunternehmen ihr Personal fit machen. Denn damit Busse und Bahnen die Menschen zuverlässig in Bewegung halten, braucht es Fachkräfte, die Fahrzeuge und Infrastruktur in Betrieb nehmen, prüfen und instand setzen. Den Status quo zu sichern wird nicht reichen: Weil der Öffentliche Verkehr eine zentrale Rolle bei der Verkehrswende spielt und ausgebaut werden soll, braucht die Branche über 100.000 zusätzliche Fachkräfte in den nächsten Jahren. Sie muss also für Beschäftigte attraktiver werden.

Als Antwort darauf entwickelt das InnoVET-Projekt „UpTrain“ die neue Fortbildung „Geprüfter Berufsspezialist/Geprüfte Berufsspezialistin für Elektronik Mobilität (IHK)“, die Anfang August gestartet ist. 20 Teilnehmende sind beim ersten Durchgang dabei. Sie sind ausgebildete Elektroniker/-innen, Mechatroniker/-innen oder Kfz-Mechatroniker/-innen und reparieren in den Werkstätten der Unternehmen Busse und Stadtbahnen oder kümmern sich um Infrastruktur wie Weichen, Schienen und Signale.

Uptrain Teilnehmende
Die Teilnehmenden reparieren Busse und Stadtbahnen oder kümmern sich um Infrastruktur wie Schienen, Ampeln und Signale. Copyright: VDV-Akademie

Vertiefungsmodule erlauben Spezialisierung

Bei der Entwicklung der Fortbildung musste das Projekt allerdings feststellen: Eine Fortbildung für alle – so einfach ist das gar nicht. „Man denkt, Verkehrsunternehmen sind alle gleich. Aber tatsächlich sind ihre Bedarfe sehr unterschiedlich“, berichtet Britta Robels von der VDV-Akademie, der Bildungseinrichtung der deutschen Verkehrsunternehmen. Die inhaltlichen Wünsche der Verkehrsunternehmen fielen so vielfältig aus, dass klar war: Ein Plan B muss her.

Die Lösung des Projekts UpTrain sieht so aus:

In einem Basismodul von ca. 150 Stunden sind die Teilnehmenden auf demselben Gleis unterwegs und lernen zu übergreifenden Inhalten wie Grundlagen der Mobilität, Zukunft des ÖPNV, technologische Grundlagen, Sicherheit und Arbeitsschutz, Schnittstellen-Austausch und Arbeitsmethoden. Es geht darum, den Blick über die eigene Tätigkeit hinaus zu weiten.

Danach gibt es eine Weiche. Hier biegen die Teilnehmenden in drei Vertiefungsmodule von 200 Stunden ab, die sie für ihren Einsatzbereich im Unternehmen spezialisieren. Hinzu kommen 50 Stunden für Vor- und Nachbereitung sowie Selbstlernzeit.

Das Modul Kraftomnibusse vermittelt Fähigkeiten, um elektronische Aufgaben im Busbereich zu übernehmen. Die Teilnehmenden befassen sich mit Arbeitsschutz und Kommunikationstechnologien, lernen elektrische Antriebe kennen und erhalten Spezialwissen zu Komponenten wie Türen und Bremsen, Wartung und Instandhaltung, Assistenzsystemen und dem Betriebshof.

Das Modul Schienenfahrzeuge vermittelt spezialisierte Kenntnisse zur Funktionsweise der Schienenfahrzeuge und ihrer Technik. Auf dem Lehrplan stehen Recht und Arbeitssicherheit, Elektrotechnik, Sensortechnologie, Komponenten wie Klimaanlagen oder Steuergeräte, Betrieb, Wartung und Kommunikationstechnologien.  

Und im Modul Leit- und Sicherungstechnik lernen die Teilnehmenden verschiedene Arten von Stellwerken sowie die Anforderungen von Zugsicherung und Signalanlagen kennen. Sie vertiefen ihre Fähigkeiten in den Bereichen, Gleisfreimeldung, Einzelweichensteuerung, Bahnübergänge, Zugbeeinflussung und Zuglenkung.

Lernortkooperation bringt Praxiswissen und Branchenkontakte

Das InnoVET-Projekt „Uptrain“ entwickelt die neue Fortbildung „Geprüfter Berufsspezialist/Geprüfte Berufsspezialistin für Elektronik Mobilität“. Ihr Herzstück ist die intensive Lernortkooperation von Hochschulen sowie Industrie- und Verkehrsunternehmen. Dr. Katja Kirsten von der VDV-Akademie erklärt, wie die Teilnehmenden davon profitieren.

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Lernortkooperationen schaffen Praxiswissen und Netzwerke

Ein Herzstück der Fortbildung ist die intensive triale Lernortkooperation, bei der die Teilnehmenden Hochschulen, Industrieunternehmen oder Lernorte der Verkehrsbranche besuchen. So öffnen im Modul Kraftomnibusse fünf Industriepartner eine Woche lang ihre Tore und schulen die Fachkräfte darin, etwa Türen oder Klimaanlagen zu warten. Bei einer weiteren Exkursion lernen die Teilnehmenden das Lademanagement für E-Busse am Betriebshof der Kölner Verkehrsbetriebe kennen. Und an der Hochschule Bochum stecken die Teilnehmenden drei Tage mit Studierenden und Dozierenden die Köpfe zusammen und analysieren, welche Ansätze es in den Unternehmen gibt, Busse und Bahnen als „Vernetzte Mobilität“ mit Carsharing und E-Rollern zu kombinieren.

„Bei den Lernortkooperationen entsteht nicht nur wertvolles Praxiswissen, sondern es werden auch wertvolle Beziehungen zu anderen Menschen in der Branche hergestellt. Was oft nur ein Nebeneffekt ist, ist für uns ein zentraler Bestandteil der Fortbildung“, erklärt Bildungsexpertin Dr. Katja Kirsten von der VDV-Akademie.

20 bis 30 Prozent der Lerninhalte, meist zur Vor- und Nachbereitung des Unterrichts, werden mit Hilfe der Branchenplattform DiVA (Digitale VDV-Akademie) digital vermittelt. Die Fortbildung wird als Lernort- sowie Lernkooperationen zwischen Verkehrsunternehmen, Industrie und Hochschulen in Nordrhein-Westfalen und im Raum Rhein-Main-Neckar umgesetzt. Der erste Durchgang der Fortbildung endet im Mai 2023 mit einer Prüfung bei der IHK Köln. Im August 2023 startet die Fortbildung für einen weiteren Durchgang.

Einstieg in die Fachkarriere nicht nur für Auszubildende

Bei den Verkehrsunternehmen kommt das neue Angebot auf der ersten Fortbildungsstufe „Geprüfte/r Berufsspezialist/-in“ sehr gut an. Für sie ist die Fortbildung attraktiv, um die Einarbeitungszeit von Nachwuchskräften nach der Ausbildung in einem der Bereiche zu verkürzen. Sie eröffnet außerdem neue Perspektiven für bewährte Fachkräfte. „Wir sind davon ausgegangen, dass es ein Angebot für sehr talentierte Azubis ist, die schnell die Karriereleiter hochwollen“, berichtet Britta Robels.

Zwar sind in der Tat einige frisch Ausgebildete an Bord. Aber mehrere Teilnehmende arbeiten bereits seit fünf oder zehn Jahren in ihren Unternehmen. Sie wollen die Chance ergreifen, um beruflich voranzukommen, sich fachlich spezialisieren und in ihrem Bereich mehr Verantwortung übernehmen. So wie Teilnehmer Dennis Dobrindt: „Ich möchte mich beruflich weiterentwickeln und als Quereinsteiger mein Wissen vertiefen. Dieses Wissen möchte ich auch als Ausbilder weitergeben können.“

Karriereberatung: Fahrplan in die berufliche Zukunft

Das InnoVET-Projekt „Uptrain“ entwickelt neue Fortbildungen für die Verkehrsbranche, um Fachkarrieren zu ermöglichen. Alexander Thill von der VDV-Akademie erklärt, wie die Karriereberatung Fortbildungsteilnehmenden hilft, den für sie passenden beruflichen Weg zu finden.

: Video : 01:23

„In der Verkehrsbranche haben 70 Prozent der Mitarbeitenden eine Berufsausbildung. Zur Weiterqualifizierung können die Unternehmen bisher nur den Meister oder den Techniker anbieten“, erklärt Britta Robels. „Eine Zwischenstufe wie der „Geprüfte/r Berufsspezialist/-in“ kann die Zufriedenheit der Mitarbeiter und ihre Bindung ans Unternehmen stärken.“ Für die Unternehmen der Branche sind das wichtige Argumente, um qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen oder zu halten. Um Entwicklungsmöglichkeiten über Meister und Techniker hinaus zu schaffen, entwickelt das Projekt außerdem eine Fortbildung zum Master Professional, die im Frühjahr 2023 startet. „Wir wollen Fachkarrieren ermöglichen“, nennt Britta Robels als übergreifendes Ziel.

Damit die Teilnehmenden den Fahrplan für ihre Fachkarriere kennen, bietet das Projekt eine Bildungs- und Karriereberatung an. „Wir möchten die Teilnehmenden darin unterstützen, reflektierte und gut informierte Entscheidungen für ihre berufliche Zukunft zu treffen“, sagt Bildungsberater Alexander Thill von der VDV-Akademie. Er beleuchtet mit den Teilnehmenden ihre beruflichen Hintergründe und Ziele in drei Gesprächen, die zu Beginn, während und nach der Fortbildung stattfinden. „Wir wollen die Teilnehmenden fitter machen, den für sie passenden beruflichen Weg zu finden.“

So viel ist sicher: Damit Deutschland in Bewegung bleibt, braucht es hochqualifizierte Hände und kluge Köpfe. „UpTrain“ stellt dafür die Weichen.

Mehr Informationen

  • Einen Überblick über das InnoVET-Projekt „UpTrain“ bietet das Projektprofil.
  • Ausführliche Informationen zum Projekt und zur Fortbildung gibt es unter up-train.de.

Autor: Benjamin Dresen