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Das war die InnoVET-Fachkonferenz 2023 : Datum:

Die InnoVET-Fachkonferenz am 3./4. Mai 2023 liegt hinter uns und wir blicken zurück auf eine erfolgreiche Veranstaltung: 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten wir in Berlin begrüßen. Wir durften mit ihnen auf die Highlights aus zweieinhalb Jahren Innovationsarbeit für die Berufliche Bildung blicken. Die zwei Tage boten kontroverse Diskussionen, spannende Vorträge und Fachforen, die den Blick weiteten. In der Innovationsarena konnten die Teilnehmenden die InnoVET-Projekte persönlich kennen lernen und Produkte und Ergebnisse zum Anfassen erleben. Was bleibt: Intensiver Austausch, neue Kontakte, bereichernde Sichtweisen und der Blick nach vorn auf den Transfer in die Praxis – und auf InnoVET Plus!

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger eröffnete die InnoVET-Fachkonferenz.
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger eröffnete die InnoVET-Fachkonferenz. Copyright: Bundesinstitut für Berufsbildung/Ralf Rühmeier

„Kreativität bedeutet, Dinge neu zu denken. Innovation heißt, neue Dinge zu machen.“ Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger eröffnete die InnoVET-Fachtagung mit einem Zitat des Ökonomen Theodor Levitt. Sie betonte die Bedeutung von Innovation, um die Herausforderungen Dekarbonisierung, Demografie und Digitalisierung zu meistern. Berufsbildung sei ein Hebel, der Innovation ermögliche und Chancen auf nachhaltige Transformation biete.

„Berufsausbildung soll Chancen auf ein tolles Leben ermöglichen“

Berufsbildung solle nicht nur für die Gesellschaft ein Gewinn sein, sondern individuell für jeden Einzelnen. „Die Ausbildung soll Chancen auf einen tollen Job und ein tolles Leben ermöglichen“, fasste Bettina Stark-Watzinger zusammen. Während händeringend Auszubildende gesucht werden, sei der Drang nach einem Studium sehr groß. „Beide Berufswege sind gleichwertig“, sagte die Ministerin. „Wir müssen Berufsbildung besser sichtbar machen und stärken.“ Darauf ziele die Exzellenzinitiative für die berufliche Bildung ab, bei der InnoVET ein zentraler Baustein sei.

Neue Förderrichtlinie: „Innovationswettbewerb InnoVET Plus“

Stark-Watzinger verkündete, dass in der Woche vor der Konferenz der Innovationswettbewerb InnoVET Plus auf den Weg gebracht wurde. Das BMBF ermöglicht Antragstellern damit, innovative Konzepte umzusetzen, die die berufliche Bildung attraktiver machen und die Fachkräftesicherung unterstützen. „Berufliche Bildung ist ein Markenzeichen für Deutschland“, sagte die Bildungsministerin.

Bühnentalk: InnoVET-Projekte im Gespräch

Im Anschluss stellten drei InnoVET-Projekte der Bildungsministerin und dem Publikum ihre Innovationen vor.

Berufsorientierung praxisorientiert neu gedacht

Was das Spiel „Vier gewinnt“ mit der Berufsorientierung in technischen Berufen zu tun hat, erklärte Realschülerin Hanna Roth: „Um das Spiel herzustellen, setzt man Wasserstrahlschneiden, Lasertechnik und additive Fertigung ein.“

Das InnoVET-Projekt ABBO nutzt das Spiel als Werkstück im Rahmen seines Berufsorientierungsformats „Frühausbildung“ zur Demonstration und Anwendung technischer Tätigkeiten.

„Die Schüler arbeiten über ein ganzes Schuljahr hinweg an ihrem Projekt – in ihrer Freizeit“, erklärt Prof. Dr. Thomas Freiling (Hochschule der Bundesagentur für Arbeit). Projektleiter Dr. Markus Ringer (LUCE Stiftung) bilanziert: „Die Schüler sind motiviert, weil sie ein konkretes Werkstück erstellen.“

Hanna Roth ist sich sicher, dass eine Ausbildung in einem technischen Beruf für sie das Richtige ist: „Wenn man selbst alles ausprobieren kann, weiß man, ob der Beruf einem später Spaß macht“.

Qualifizierung für den Hightech-Bereich

Top-Ausbildungsbedingungen für die Mikro- und Nanotechnologien schafft das InnoVET-Projekt "BM = x³"
Top-Ausbildungsbedingungen für die Mikro- und Nanotechnologien schafft das InnoVET-Projekt "BM = x³" Copyright: Bundesinstitut für Berufsbildung/Ralf Rühmeier

Warum eine Schaufensterpuppe neben der Bühne wartet, erklärt der Auftritt des Projekts „BM = x³“. „Das ist meine Arbeitskleidung“, erklärt Mikrotechnologin Zoe Baumann: Antistatischer Overall, Schutzmaske, Haube fürs Haar. Baumann arbeitet im Reinraumlabor mit kleinsten Bauteilen. Schon Partikel in der Umgebungsluft könnten die sensiblen Fertigungsprozesse stören und die Produkte unbrauchbar machen. 

„Mikro- und Nanotechnologie ist überall drin“ erklärt Jan Trommershausen vom Unternehmen AEMtec. Etwa in Handys oder Akkus in E-Autos. Für ihn ist der Beruf daher ein „Zukunftsermöglicher“. Fachkräfte in diesem Bereich würden immer wichtiger. „Aber: Den Beruf kennt keiner“, schildert er die Herausforderung für Unternehmen. Zudem sei die Ausbildungsinfrastruktur nicht überall vorhanden.

Daher hat das Projekt „BM = x³“ in der „Microtec Academy“ Partner zusammengebracht, die Qualifizierungsmodule für Mikro- und Nanotechnologie entwickeln. Die Microtec Acedamy ermöglicht außerdem das virtuelle Training an Geräten im Reinraumlabor. „Wir schaffen Lösungen, von denen viele in der Elektronikbranche profitieren.“

Qualifizierungslücken schließen – Aufstiegsmöglichkeiten schaffen

Der zerstörte Kolben eines Verbrenner-Motors eröffnet die Präsentation des Projekts CLOU. „Dieser Schaden ist wegen ungenügender Reinigung entstanden“, erklärt Frank-Holm Rögner (Fraunhofer FEP). „Bei Elektro-Motoren würde sich der Schaden vermutlich noch eher einstellen“, unterstrich Rögner die Bedeutung industrieller Teilereinigung für Fertigungsprozesse.

Erstaunlich sei, dass es für diese Tätigkeit in der chemischen Industrie keine ausgebildeten Fachkräfte gibt. „Die Teilereinigung ist bisher eine reine Anlerntätigkeit“, sagt René Günthel (SBG Dresden). Weil es hierfür keine Aus- oder Weiterbildung gibt, hat das Projekt CLOU als Lösung die Fortbildung zum „Berufsspezialist für Industrielle Teilereinigung“ als formalen Abschluss geschaffen.

Einen künftigen Berufsspezialist hat das Projekt direkt mitgebracht: Marcel Bartsch gefällt die Fortbildung gut. „Man lernt sehr viel Nützliches für die Planung und Vorbereitung der Prozesse und erhält einen Überblick über alle Reinigungsmöglichkeiten.“ Mit dem Abschluss könne er außerdem beruflich weiter aufsteigen. 

Im Wettlauf mit dem Wandel – Herausforderungen an eine zukunftsgerechte Berufsbildung

Prof. Dr. Dieter Euler referierte zum Thema „Im Wettlauf mit dem Wandel – Herausforderungen an eine zukunftsgerechte Berufsbildung“
Prof. Dr. Dieter Euler referierte zum Thema „Im Wettlauf mit dem Wandel – Herausforderungen an eine zukunftsgerechte Berufsbildung“ Copyright: Bundesinstitut für Berufsbildung/Ralf Rühmeier

Prof. Dr. Dieter Euler stellte in seinem Fachvortrag kritisch fest: „Das Berufsbildungssystem funktioniert, aber es erodiert auch.“ Deshalb brauche es neben schrittweisen auch fundamentale, grundlegende Innovationen. Grundsätzlich mangele es in der Berufsbildung in Deutschland nicht an innovativen Konzepten. Es brauche aber auch Konzepte der Implementierung – denn die hake an vielen Stellen.

Diese Diagnose stellt er vor dem Hintergrund der zu bewältigenden Herausforderungen: Demografie, Digitale Transformation, Dekarbonisierung, disruptiver Wandel, zu erwartender Fachkräfteentwicklung und dem Bildungsverhalten.

Er nennt hier einerseits den Übergang in eine Berufsausbildung. 15 Prozent der 25-34-Jährigen im Übergangssystem gehen ohne Abschluss in den Arbeitsmarkt ein. „Das Fachkräftepotenzial bleibt unausgeschöpft“, so Euler. Auf der anderen Seite sieht er den Innovationsbedarf bei der Verzahnung von Berufsausbildung und Studium, da sich ein hoher Anteil der Jugendlichen mit Hochschulzugangsberechtigung für ein Studium entscheidet. Für beide Handlungsfelder führte er vorliegende Beispiele von Innovationsansätzen aus den vergangenen Jahren auf. An Lösungsvorschlägen mangele es also nicht.

Zu oft würden jedoch Innovationsideen nicht in der Breite umgesetzt. Euler führt als Grund dafür die komplexen Governance-Strukturen der Berufsbildung an. In diesen seien Konsensentscheidungen unwahrscheinlich und das Veto einflussreicher Akteure könne die Implementierung von Innovationen verhindern. Sein Fazit lautet deshalb: „Es bedarf in Deutschland nicht Innovationen zur Bewältigung drängender Herausforderungen in der Berufsbildung, sondern auch innovative Konzepte zur Implementierung von Innovationen!“

Podiumsrunde: „Ein Update für die Berufliche Bildung“

Podiumsrunde: „Ein Update für die Berufliche Bildung: Welchen Beitrag können InnoVET und die Exzellenzinitiative zur Modernisierung der Berufsbildung und zur Fachkräftesicherung leisten?“
Podiumsrunde: „Ein Update für die Berufliche Bildung: Welchen Beitrag können InnoVET und die Exzellenzinitiative zur Modernisierung der Berufsbildung und zur Fachkräftesicherung leisten?“ Copyright: Bundesinstitut für Berufsbildung/Ralf Rühmeier

„Welchen Beitrag können InnoVET und die Exzellenzinitiative zur Modernisierung der Berufsbildung und zur Fachkräftesicherung leisten?“ Diese Frage diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik in der Podiumsrunde. Sie sprachen über die Qualität der Berufsausbildung in Deutschland und, was zu tun ist, um die duale Ausbildung für junge Menschen attraktiv zu halten.  

Christina Ramb, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände:

„Eine gute Berufsorientierung ist der zentrale Hebel, Schule und Arbeitswelt zusammenzubringen, und damit auch entscheidend für die Fachkräftesicherung. Unser Ziel muss sein, dass möglichst alle Schülerinnen und Schüler bundesweit und flächendeckend ab der 5. Klasse Einblicke in die große Bandbreite an beruflichen Möglichkeiten erhalten. Wichtig ist, dass die Berufsorientierung niedrigschwellig und praxisnah angeboten wird. Das bundesweite Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT ist hier ein Vorbild.“

Dirk Palige, Geschäftsführer des Deutschen Handwerkskammertages (DHKT), Geschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Stellvertreter des Generalsekretärs:

„Die Gleichwertigkeit der Berufsabschlüsse ist besser geworden. Aber diese Gleichwertigkeit soll von jungen Leuten und in deren privaten Umfeld auch als solche empfunden werden. Wir müssen nicht nur unser Marketing verbessern, sondern die Gleichwertigkeit auch verbindlich machen, damit sieauch mehr in den Herzen der Menschen ankommt. Das Wort Karriere soll auch mit der Berufsausbildung verknüpft sein, nicht nur mit der Universität.“

Prof. Dr. Eckart Severing, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen:

„Studienintegrierende Ausbildung heißt: Berufsbildung und Studium verbinden und die gegenseitige Anerkennung von Leistungen für eine engere Verzahnung. Junge Menschen sollen sich für ein Thema entscheiden, statt zwischen Studium oder Berufsausbildung. Wir brauchen mutige Projekte, die auch Konflikte produzieren, was zu strukturellen Änderungen führen kann. Und wir brauchen Bildungspolitik, die die Bereitschaft hat, strukturelle Veränderungen zuzulassen.“

Jan Krüger, Abteilungsleiter Bildungspolitik und Bildungsarbeit beim Deutschen Gewerkschaftsbund:

„Die Attraktivität der dualen Ausbildung ist nicht so stark gesunken wie oft angenommen. Viele Menschen mit Abitur entscheiden sich bewusst für eine Ausbildung. Ich sehe die Herausforderung woanders: Wie bekommen wir die integriert, die noch keinen Ausbildungsplatz finden? Welche Veränderungen im System brauchen wir, damit alle integriert werden können? Ich würde mir wünschen, den Fokus auf die zu legen, die Probleme haben ins System zu kommen. Da gäbe es enormes Potenzial.“

Dr. Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der DIHK - Deutsche Industrie- und Handelskammer:

„Mit über 300 regelmäßig aktualisierten Ausbildungsberufen haben wir ein attraktives Angebot für junge Menschen. Wir müssen aber in der Berufsorientierung neue Formate entwickeln, um Jugendliche besser anzusprechen. Wir müssen beim Thema Digitalisierung auch an die Berufsschulen denken, damit Auszubildende Prüfungen digital am PC bearbeiten können. Und wir müssen Karriereperspektiven und Einkommenschancen der beruflichen Bildung klarer aufzeigen.“

Prof. Dr. Sabine Döring, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung:

„2,4 Millionen junge Erwachsene verfügen über keinen Berufsabschluss. Dieser Aufgabe müssen wir uns als Politik stellen. Wir müssen diejenigen adressieren, die es nicht in die Berufsbildung schaffen. Deshalb adressiert das BMBF beim Startchancenprogramm beispielsweise Brennpunktschulen. Darüber hinaus geben wir mit der Exzellenzinitiative Berufliche Bildung einen starken Impuls, die Berufsbildung insgesamt moderner und attraktiver auszugestalten.“

Innovationsarena

In unserem Ausstellungsbereich im Erdgeschoss hieß es: Innovationen erleben! Hier konnten Besucherinnen und Besucher die Entwicklungen und Produkte der InnoVET-Projekte anfassen und ausprobieren und mit den Macherinnen und Machern ins Gespräch kommen. Die kreativ gestalteten Stände boten spannende Exponate aus der Arbeit der Förderprojekte sowie Aha-Erlebnisse und verblüffende Einsichten.

Im Video-Interview stellen drei Projekte ein Highlight an ihrem Stand vor:

Zum Thema

ABBO: Virtuelle Lernwelt

: Video : 01:38

BM = x³: Computerspiel zur Berufsorientierung

: Video : 01:02

Bottom-Up statt Top-Down: Fachkraft für 3D-Druck werden

: Video : 01:14

Fachkonferenz-Impressionen

Tag 2: Begleitforschung und Fachforen

Transfer und Innovation – Begleitforschung für InnoVET

Mit einer Gesprächsrunde zur InnoVET-Begleitforschung eröffnete Katharina Kanschat (BIBB) den zweiten Konferenztag. Die übergeordnete Begleitung des InnoVET-Programms durch drei Forschergruppen untersucht die Faktoren für einen wirkungsvollen Transfer von Innovationen.

Das Besondere an der InnoVET-Begleitforschung sei die Perspektive, stellte Prof. Dr. Hubert Ertl (BIBB) fest. Statt Projekte und Ergebnisse zu messen, werde darauf geschaut, wie Ideen erarbeitet und wie sie verbreitet werden. Aus dem Blickwinkel des BIBB sei zudem die Frage wichtig, wie wissenschaftliche Begleitung aussehen muss, um Innovationen in die Breite zu transferieren.

Christoph Acker vom BMBF erklärt: „Es geht darum, Erfahrungen zu gewinnen, wie Innovation gelebt wird und wie Innovations-Transfer gelingen kann.“ Mit dem neuen Forschungsbegleitungsansatz gewinne das BMBF auch Hinweise für die Gestaltung zukünftiger Förderrichtlinien.

Wie die Begleitforschung konkret vorgeht, machte Prof. Dr. Dina Kuhlee von der Universität Magdeburg deutlich: „Wir schauen auf die Gestaltungsmerkmale der Projekte. Was sind Trends und was lässt sich in andere Domänen übertragen?“ Weitere Fragen seien, was es für das Bildungspersonal bedeute, wenn innovative Ansätze implementiert werden. Und ob diese die Attraktivität von Berufsbildung für junge Menschen steigern.

Prof. Dr. H.-Hugo Kremer erklärte den Ansatz des Forschendenteams an der Universität Paderborn: „Wir richten den Blick auf Transformations- und Innovationsprozesse.“ Im Fokus stehe also die Implementierung der Innovationen durch die Projekte. Das tradierte Transferverständnis sei der nachgeschaltete Transfer, so Kremer, aber in der Berufsbildung gebe es dauerhaft Veränderungen. „Wir brauchen Mechanismen, um Innovation in der Berufsbildung zu verankern und müssen Instrumente dafür finden.“

Fachforen – Teil 1

Fachforum 1: Digitale und nachhaltige Transformation im Handwerk gestalten

Ziel, Format und Ablauf:
Fachforum 1
Wie kann die digitale und nachhaltige Transformation im Handwerk gestaltet werden? Copyright: Bundesinstitut für Berufsbildung/Ulrike Preuß

Digitalisierung und Energiewende lösen erheblichen Transformationsbedarf im Handwerk aus. Welche Möglichkeiten und Potenziale bestehen, welche Voraussetzung dafür geschaffen werden müssen und wie sich durch die Entwicklung neuer Angebote der höherqualifizierenden beruflichen Bildung neue Karrieremöglichkeiten eröffnen, zeigten die InnoVET-Projekte ProNet Handwerk, Exzellenz Handwerk und LBT Forward in diesem Fachforum. Nach einer Gesprächsrunde zu Beginn des Forums, in der die drei Projekte ihre Lösungsansätze zur Qualifizierung des Handwerks präsentierten und sich den Fragen des Publikums stellten, hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, in kleineren Gruppen ihre Erfahrung und Expertise einzubringen und unterschiedliche Themen vertiefend zu diskutieren. Im Anschluss an eine weitere Thementischrunde wurden die Ergebnisse der Diskussionen in einem Plenum vorgestellt sowie gewonnene Erkenntnisse und Herausforderungen zusammengefasst.

Wichtigste Ergebnisse:

Erkenntnisse:

  • Schlüsselkompetenzen: Um die notwendigen Transformationsprozesse anzustoßen und um den Bedarf an höherqualifizierten Mitarbeitenden mit spezialisierten Kompetenzen zu decken, werden im Handwerk neue Bildungsangebote erforderlich, die neben den fachlichen auch bestimmte Schlüsselkompetenzen schulen. Hier gewinnt unter anderem das selbstgesteuerte, lebenslange Lernen besondere Relevanz.
  • Vermarktung: In der Transfer- und Verstetigungsphase ist die Vermarktung der Qualifizierungsangebote eine der wichtigsten Maßnahmen, um diese Bildungsprodukte und die neuen Fortbildungsabschlüsse nachhaltig zu etablieren.
  • Beteiligung: Im Zuge der nachhaltigen Trans­formation der beruflichen Bildung im Handwerk spielen Beteiligung und Kommunikation verschiedener Institutionen, wie bspw. BMBF, BIBB, ZDH und Verbänden eine entscheidende Rolle.

Herausforderungen:

  • Aufklärung: Bei den Profilen und Bedarfen der Fortbildungsstufen besteht ein hoher Aufklärungsbedarf. Der Bachelor Professional wird häufig mit dem akademischen Bachelor (Studiengang) verwechselt und der akademische Abschluss allgemein als wertvoller empfunden. Die Unterschiede zum Meister müssen trennscharf erarbeitet und kommuniziert werden, um den neuen Fortbildungen ein Gesicht und Gewicht zu geben.
  • Organisationsentwicklung: Der Fortbildungsabschluss geht nicht automatisch einher mit einer höheren Gehalts- oder Karrierestufe, zum Teil muss die Position für den entsprechenden Abschluss im Betrieb erst noch geschaffen werden.
  • Verstetigung neuer Bildungsformate: Von Seiten der Bildungsanbietenden besteht hinsichtlich der neuen Qualifizierungsangebote ein hoher Beratungsbedarf sowie ein großer Aufwand in Bezug auf die Bereitstellung der innovativen Lerninhalte, -methoden, -infrastruktur und -begleitung. Für einen Transfer ist es wichtig, die Rahmenbedingungen vorab genauestens zu klären, ob und wie etwa Lernortkooperationen oder die Verzahnung von beruflicher und akademischer Lehre passgenau übertragen werden kann.
Zusammenfassung:

Digitalisierung und Energiewende bringen neue Herausforderungen mit sich und verändern unter anderem die Tätigkeitsfelder und das berufliche Anforderungsniveau im Handwerk. In diesem Zusammenhang diskutierten Teilnehmende Themen wie die hohe Geschwindigkeit technologischer Entwicklungen und die damit einhergehende kürzere Verwertbarkeit von Wissen, die eine zunehmende Erweiterung und Spezialisierung beruflicher Handlungskompetenzen und Selbststeuerungsanforderungen von Fachkräften erforderlich machen.

Ebenfalls besprochen wurden Veränderungen hinsichtlich der Motive, weshalb sich Fachkräfte im Handwerk zur Teilnahme an höherqualifizierenden Bildungsangeboten entscheiden. Demnach steht der Wunsch nach beruflicher Weiterentwicklung nicht immer in Zusammenhang mit einer Selbstständigkeit. Zusätzlich zur Meisterqualifizierung sind daher weitere Bildungsangebote notwendig, wie zum Beispiel die Fortbildungsstufen „Geprüfte(r) Berufsspezialist/-in“ und „Bachelor Professional“, die den Betrieb dazu befähigen, neue Geschäftsfelder zu erschließen und neue Positionen zu schaffen, die etwa den/die Meister/-in entlasten können.

Ein gutes Modularisierungskonzept der Fortbildungen galt als ein wichtiges Instrument für erfolgreiche Bildungsangebote der Zukunft (Stichwort: Work-Life-Learn-Balance). So ermöglicht man einer größeren Zielgruppe einen Zugang zu den Fortbildungen, in dem diese auch in kleineren Lerneinheiten zeitlich flexibler durchgeführt werden können und später zu einem Gesamtabschluss zusammengefügt werden können.

Vertiefende Diskussionen fanden an sechs Thementischen zu den folgenden Fragestellungen statt:

  1. Medien- und Selbstlernkompetenzen als Schlüssel für erfolgreiche Blended-Learning-Fortbildungen fördern!
  2. Wie halten wir die berufliche Bildung auf dem Laufenden?
  3. Herausforderung Digitalisierung und Energiewende: Wie können Fachkräfte beruflich handlungsfähig bleiben?
  4. Bildungsträger bei der Einführung des Bachelor Professional unterstützen!
  5. Qualifizierung Bildungspersonal
  6. Schlüsselfaktoren eines Transfers der entwickelten Fortbildungen auf andere Gewerke oder andere Bildungsträger

Beteiligte:

Fachforum 2: Studienintegrierende Ausbildung – Eine Bildungsinnovation zur Stärkung der Berufsbildung?

Ziel, Format und Ablauf:
Fachforum 2
Prof. Dr. Eckart Severing stellt die Studienintegrierende Ausbildung vor. Copyright: Bundesinstitut für Berufsbildung/Ulrike Preuß

Die Studienintegrierende Ausbildung (SiA) ist ein innovatives Bildungsmodell, mit dem Schulabsolventen/-innen mit Hochschulzugangsberechtigung eine duale Ausbildung mit einem Bachelorstudium verbinden können. Ziel des Fachforums war es, Interessenten und Fachexperten über das Modell der Studienintegrierenden Ausbildung in Hamburg und NRW zu informieren dieses kritisch mit ihnen zu diskutieren. Das Fachforum fand als Plenumsdiskussion statt, die unterbrochen wurde von drei Arbeitsgruppen zur Perspektive von Betrieben, zur Perspektive von Berufs- und Hochschulen und zur Perspektive von Lernenden.

Wichtigste Ergebnisse:

Ergebnisse:

  • SiA verbindet Berufsbildung und Hochschulbildung – im Unterschied zu den Varianten des Dualen Studiums – auch auf der curricularen Ebene.
  • Damit hat SiA das Potenzial einer Aufwertung der beruflichen Bildung.
  • SiA ist kein geschlossenes Modell, sondern an unterschiedliche Voraussetzungen adaptierbar; vgl. die Variationsbreite von SiA in NRW

Herausforderungen:

  • SiA bedarf zur Festigung des Modells des Transfers in weitere Regionen und Berufe.
  • Es ist noch zu erproben, ob SiA auch als Konzept für die schulische Berufsausbildung geeignet ist.
  • SiA bedarf einer bildungspolitischen Flankierung und letztlich auch einer Änderung von Rahmengesetzen, die bisher für hybride Bildungsformate nicht gemacht sind. Das ist im Bereich von Prüfungen und Zertifikaten besonders virulent.
Zusammenfassung: 

Wesentliche Elemente der SiA sind:

  • Curriculare Verzahnung: SiA soll Ausbildungs- und Studieninhalte in affinen Fachdomänen (Ausbildungs-/ Studiengang) curricular so verzahnen, dass Dubletten vermieden werden.
  • Anrechnung
  • In der Berufsbildung sollen in einem deutlichen Umfang fachlich geeignete Module auf Studienniveau absolviert werden, die von der Hochschule im jeweiligen Studiengang angerechnet werden.
  • Bildungsweg-Coaching: In dem Prozess der Entscheidungsbildung für eine Option nach der Grundphase sollen die Lernenden auf ein Coaching-Angebot zurückgreifen können.
  • Lernortkooperation: Zwischen den Lernorten Hochschule, Berufsschule und Betrieb soll eine Kooperation realisiert werden, die über eine gegenseitige Information sowie eine grobe organisatorische Aufteilung von Lerninhalten hinausgeht.

Im Workshop wurden Thesen zu drei Perspektiven von Stakeholdern zur SiA diskutiert:

Die Studienintegrierende Ausbildung aus der Perspektive von Betrieben

  • Unternehmen wählen hybride Bildungsformate vor allem, um ihre Attraktivität im engeren Bewerbermarkt zu steigern.
  • Die Mehrzahl der Unternehmen verbindet mit der Beteiligung an SiA die Erwartung einer Qualitätsverbesserung der Ausbildung und der Nutzung wissenschaftlicher Kompetenzen der Lernenden. An immer mehr Stellen ist eine Kombination beruflicher Handlungskompetenz mit wissenschaftlicher Fundierung notwendig.
  • Ein intensive Lernortkooperation mit Hochschule und Berufsschulen ist kein Primat der Betriebe, anlassbezogene Kooperation findet aber statt. Die erhöhten Anforderungen eines doppelqualifizierenden Bildungsgangs haben aus betrieblicher Sicht den Mangel geringerer Lern- bzw. Arbeitszeiten im Betrieb.

Die Studienintegrierende Ausbildung aus der Perspektive von Berufs- und Hochschulen

  • Die curriculare Verzahnung von Ausbildungs- und Hochschulcurricula verläuft in der Oberflächenstruktur in beiden Bundesländern erfolgreich. Es gelingt dabei prinzipiell, die SiA in einem Gesamtcurriculum ohne Dubletten abzubilden und der Berufsschule (in Hamburg ferner dem Betrieb) Module auf Bachelor-Niveau zu übertragen, die von der Hochschule angerechnet werden.
  • Die curriculare Verzahnung in der Tiefenstruktur ist ausbaufähig. Es fehlt zumeist ein Leitbild für den Bildungsgang mit Aussagen über ein angestrebtes Kompetenzprofil, darauf bezogenen Prinzipien für die Gestaltung von Lehren, Lernen und Prüfen sowie Abstimmungen einer kontinuierlichen Qualitätssicherung und -entwicklung.
  • Für die Lernortkooperation insbesondere zwischen Berufs- und Hochschule wurden auf der institutionell-organisatorischen Ebene zahlreiche Formate geschaffen, in denen sich Akteure aus den Lernorten austauschen und abstimmen. Auf der Akteursebene werden Einzelbeispiele einer intensiveren Kooperation insbesondere zwischen Lehrkräften aus Berufs- und Hochschule (HH) sowie im Bereich des Bildungsmarketings (NRW) berichtet. Dennoch wird Raum für Intensivierung und Erweiterung der Lernortkooperation gesehen.

Die Studienintegrierende Ausbildung aus der Perspektive von Lernenden

  • Die Studienintegrierende Ausbildung ist für eine breite Zielgruppe von jungen Erwachsenen attraktiv, die sich vor allem für eine SiA entscheiden, weil sie zwei Abschlüsse innerhalb von vier Jahren erreichen können. Die SiA-Lernenden nehmen die Entscheidungsoption zum Ende der Grundphase als individuell nicht so relevant wahr, sie schätzen aber das Vorhandensein dieser Möglichkeit, weil sie Handlungsoptionen eröffnet.
  • Die SiA-Lernenden nehmen deutliche Unterschiede zwischen den drei Lernorten wahr. Die Hochschule ist der anspruchsvollste Lernort, was sie an der inhaltlichen Fülle und Tiefe sowie der Gestaltung des Lernens festmachen. Der Unterricht in der Berufsschule hat im Gegensatz zur Hochschule einen deutlichen Berufsbezug, die Art und Weise des Lernens ist wesentlich interaktiver und projektorientiert, der Lernort wird aber auch als stark reguliert charakterisiert. Der Lernort Betrieb wird weniger als Lernort, sondern primär als „Arbeitsort“ verstanden. Die SiA-Lernenden schätzen vor allem, dass sie im Betrieb sehr selbständig arbeiten können.
  • Das Bildungsweg-Coaching wird überwiegend als hilfreiches Angebot wahrgenommen, wobei zum Teil Unklarheiten und Unsicherheiten über dessen Intention und Ausgestaltung vorherrschen. Das Bildungsweg-Coaching dient für den überwiegenden Teil der Lernenden jedoch nicht dazu, ihre Bildungswegentscheidung zu thematisieren.

Beteiligte:

Wissenschaftliche Begleitung der InnoVET-Projekte „SiA NRW“ und „tQM – Qualitätssicherung hybrider Ausbildungsangebote“

  • Prof. Dr. Dieter Euler (Universität St. Gallen)
  • Prof. Dr. Nicole Naeve-Stoß (Universität Köln)
  • Prof. Dr. Eckart Severing (Universität Erlangen-Nürnberg)

Fachforum 3: Digitale Medien SMART einsetzen – Qualifizierungsansätze für das Bildungspersonal 

Ziel, Format und Ablauf:
Fachforum 3
Die Teilnehmenden diskutierten Chancen und Hindernisse beim Einsatz digitaler Medien. Copyright: Bundesinstitut für Berufsbildung/Ulrike Preuß

Digitale Medien bieten vielfältige Möglichkeiten, Lernende in der beruflichen Aus- und Weiterbildung individuell zu unterstützen. Doch die Nutzung und der pädagogische Einsatz digitaler Medien ist für das Lehrpersonal mit Herausforderungen verbunden. Wie das Bildungspersonal befähigt werden kann, digitale Medien zu nutzen, digitale Lernangebote selbst zu entwickeln und pädagogisch einzusetzen, veranschaulichten die InnoVET-Projekte ProNet Handwerk (Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk, ZWH) und SPERLE (involas). Nach einer einführenden Gesprächsrunde zu Beginn, präsentierten beide Projekte ihre entwickelten Weiterbildungsangebote für das Bildungspersonal und stellten sich den Fragen des Publikums. Im Anschluss wurde in drei Gruppen anhand unterschiedlicher Themen vertiefend diskutiert.

Wichtigste Ergebnisse:

Drei wichtigste Erkenntnisse aus den Weiterbildungen sind, dass Teilnehmende am meisten profitieren, durch

  • Praxiserfahrungen
  • Ergebnisorientierung
  • niedrigschwellige Hilfen

Drei wichtigste Herausforderungen im Rahmen der Weiterbildungen sind

  • das enge zeitliche Korsett, in dem sich die Teilnehmenden bewegen
  • die unterschiedlichen institutionellen Gegebenheiten
  • das unterschiedliche Vorwissen der Teilnehmenden
Zusammenfassung:

Die Weiterbildungsangebote der beiden InnoVET Projekte zielen darauf ab, das Bildungspersonal im Umgang mit digitalen Medien fit zu machen. Im Forum präsentierten ZWH und involas ihre Angebote und arbeiteten Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Vorgehensweise heraus. In beiden Weiterbildungsangeboten werden mediendidaktische Kompetenzen vermittelt mit einer handlungs- und ergebnisorientierten Ausrichtung. Durch die Nutzung eines Lernmanagementsystems, konkret Moodle, lassen sich die Blended-Learning-Formate von ProNet Handwerk und SPERLE sehr gut umsetzen. Auf den Plattformen werden Informations- und Selbstlerneinheiten zur Verfügung gestellt sowie Möglichkeiten zur Kollaboration und Aufgabenbearbeitung geschaffen.

Unterschiedlich sind die Zielgruppen der beiden Projekte: Während sich die Qualifizierungsangebote von ProNet Handwerk an das Lehrpersonal der Überbetrieblichen Berufsbildungsstätten aus den Bereichen Ausbildung, Fortbildung und Weiterbildung des Handwerks richten, adressiert involas Lehrkräfte aus den Berufsschulen sowie betriebliche Ausbildungspersonal, aktuell aus dem Metall- und Elektrobereich. ProNet Handwerk spricht Lehrpersonen aus dem Handwerk bundesweit an. SPERLE ist auf das Bundesland Hessen fokussiert. Neben Aufbau und zeitlichem Zuschnitt der beiden Angebote besteht darüber hinaus ein wesentlicher Unterschied beim didaktischen Ansatz. Im Zentrum von SPERLE steht die Vermittlung der didaktischen Prinzipien des Personalisierten Lernens unter Zuhilfenahme von Medien. ProNet Handwerk entwickelt kompakte, praxisrelevante Online-Seminare, die das Lehrpersonal bei der methodisch-didaktischen Unterrichtsgestaltung und beim Einsatz digitaler Medien unterstützen und ihnen somit Impulse für den eigenen Unterricht liefern.

Aufbauend auf den beiden Inputs hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, an drei Thementischen vertiefend zu diskutieren:

Thementisch 1: Personalisiertes Lernen mit digitalen Medien – Herausforderungen und Möglichkeiten für das Bildungspersonal (SPERLE, involas, Dr. Claudia Dellori)

Thementisch 2: Nachhaltiger Wandel in den Bildungseinrichtungen – was braucht es an Infrastruktur und Know-how drumherum? (ProNet Handwerk, ZWH, Astrid Dolle, Stefanie Leu)

Thementisch 3: Digitale Lernangebote in der beruflichen Bildung entwickeln und nutzen – wie anfangen, wie weitermachen und verstetigen? Wo liegen die Hindernisse? (SPERLE, involas, Dr. Petra Notz)

Die Ergebnisse aus den Diskussionen wurden im Plenum zusammengeführt. Wichtige Aspekte, die an allen Thementischen zum Ausdruck gebracht wurden, waren: Neben bedarfsgerechten Weiterbildungsangeboten müssen die technischen und institutionellen Rahmenbedingungen in den Einrichtungen geklärt sein. Die Leitung muss hinter anvisierten Veränderungen stehen. Zeitlichen Engpässen und einer dünnen Personaldecke kann durch eine Kultur des Teilens hinsichtlich der entwickelten Lernangeboten begegnet werden.

Beteiligte:

  • InnoVET-Projekt „SPERLE“: Dr. Petra Notz (involas GmbH), Dr. Claudia Dellori (involas GmbH)
  • InnoVET Projekt „ProNet Handwerk“: Astrid Dolle (ZWH), Stefanie Leu (ZWH)

Fachforum 4: Grenzen überschreiten – Brücken zwischen Bildungsbereichen öffnen neue Bildungswege

Ziel, Format und Ablauf:
Fachforum 4
Wie bereichsübergreifende Lern- und Lehrangebote für theorieschwächere Azubis gelingen, zeigte das Projekt BBChemie. Copyright: Bundesinstitut für Berufsbildung/Ulrike Preuß

Anhand von Beispielen aus den InnoVET-Projekten Bildungsbrücken OWL und BBChemie werden Chancen, Herausforderungen und Ideen zu folgenden Fragestellungen diskutiert:

  • Wie können Bildungskarrieren durch Zusatzangebote angereichert werden und dadurch attraktiver gestaltet werden?
  • Welche Chancen entstehen für Lernende, wenn berufliche und akademische Bildung zusammenkommen?
  • Wie kann ein bereichsübergreifendes Netzwerk die Lehrenden aus akademischer und beruflicher Bildung bereichern?
  • Wie gelingen bereichsübergreifende Lern- und Lehrangebote für theorieschwächere Azubis mit praktischen Potenzialen?

Das Forum ist im interaktiven Format des Disqspace gestaltet. Nach einem Auftaktimpuls finden zweimal nacheinander vier parallele Mini-Workshops statt. Die Ergebnisse werden im Plenum gesammelt.

Wichtigste Ergebnisse:

Erkenntnisse:

  • Einblicke „in die Welt der Anderen“ durch grenzüberschreitende Formate sind gewinnbringend für Lernende und
  • Kommunikation und Netzwerk zwischen den Bildungsakteuren als der zentrale Erfolgsfaktor.
  • Netzwerke personenunabhängig auf struktureller Ebene etablieren.

Herausforderungen:

  • Nutzen von bereichsübergreifenden Formaten für alle beteiligten Akteure.
  • Nachhaltige Verstetigung von bildungsbereichsübergreifenden Angeboten und Formaten.
  • Widerspruch zwischen personenunabhängiger struktureller Verankerung von Netzwerken und personenabhängigem Aufbau bzw. Pflege von Netzwerken.
Zusammenfassung:

Das Forum setzt sich mit der Überschreitung von Bildungsbereichsgrenzen auseinander, um Karrierewege der beruflichen Bildung attraktiv zu gestalten. Dies meint sowohl Grenzen zwischen den Lernorten der beruflichen Bildung, als auch zwischen beruflicher und akademischer Bildung.

Um flexible Bildungskarrieren attraktiv zu gestalten, ist es wichtig, Karrierewege gleichwertig und ohne Tendenz darzustellen. Formal bedarf es einer Modularisierung von Aufstiegsqualifikationen, um gemeinsame Lernformate zwischen den Bildungsbereichen zu ermöglichen. Als kritische Punkte werden die betriebliche Einsetzbarkeit der höher beruflich Qualifizierten bzw. Tarif- und Entgeltthemen identifiziert.

Durch bildungsbereichsübergreifende Lernformate entstehen eine Reihe von Chancen für die Lernenden. Der intensive Einblick in den jeweils anderen Bildungsbereich verschafft Orientierung für den eigenen Bildungs- und Karriereweg sowie Kontakte über den eigenen Kontext hinaus. Zudem werden überfachliche Kompetenzen gefördert, von denen die Lernenden langfristig profitieren. Herausfordernd ist besonders, den Nutzen für alle Bildungsbereiche gleichermaßen herauszuarbeiten.

Bildungsbereichsübergreifende Netzwerke für Lehrende bilden die Grundlage für Kooperationen und bieten neben Synergieeffekten die Chance zur didaktischen Weiterentwicklung von Lernangeboten. Um Netzwerke personenunabhängig auf struktureller Ebene dauerhaft zu etablieren, scheinen Kooperationsverträge unabdingbar, die jedoch von allen handelnden Akteuren getragen werden müssen.

Bei bildungsbereichsübergreifenden Angeboten für theorieschwächere Azubis mit praktischen Potenzialen ist die Kommunikation zwischen den Akteuren der zentrale Erfolgsfaktor, vor allem wenn es darum geht, das Commitment aller Akteure auf die Zielsetzung der „beruflichen Handlungsfähigkeit der Auszubildenden“ in allen Lernorten herzustellen. Es wird im Fachforum angeregt, lernortübergreifende fachliche Projekte zu initiieren.

Als allgemeine Erfolgsfaktoren sind vor allem die Relevanz von Netzwerken zwischen den Bildungsakteuren sowie der Wille der beteiligten Akteure zu nennen. Nur indem Einblick „in die Welt der anderen“ gewonnen wird, kann die notwendige gegenseitige Wertschätzung gefördert werden. Eine der größten Herausforderungen für alle Angebote und Formate ist die nachhaltige Verstetigung über die Projektlaufzeit hinaus, z. B. aufgrund fehlender Ressourcen (Personal und Finanzierung) und der Bereitschaft und Möglichkeit, diese zu kompensieren.

Beteiligte:

Fachforum 5: Berufsbildung auf Höhe der Zeit: Digitale Innovation im Mittelstand und agile Trendanalyse in der Elektromobilität

Ziel, Format und Ablauf:
Fachforum 5
Copyright: Bundesinstitut für Berufsbildung/Ulrike Preuß

Nach einem Input zu beiden Projekten ZertEx-Abschlüsse und BexElektro wurden die Teilnehmenden zur Einschätzung des Kompetenzbedarfs von Unternehmen in Bezug auf die digitale Transformation eingeladen. In der anschließenden Workshop-Phase teilten sich die Teilnehmenden auf verschiedene Kleingruppen auf und hatten die Wahl zwischen parallel angebotenen Fragestellungen. Das Projekt Zert-Ex diskutierte mit seinen Teilnehmenden in Form eines World Cafés verschiedene Themen zu Formaten und Ansätzen für zeitgemäße Bildungsprodukte in der beruflichen Bildung sowie zur Nachhaltigkeit und Transferierbarkeit des Zert-Ex-Lehrgangs. Parallel ging das Projekt BexElektro der Frage nach, was Fachkräfte in den Bereichen Elektromobilität und erneuerbare Energien benötigen und wie ein kollaborativer Marktbeobachtungs- und Trendanalyseprozess sie dabei unterstützen kann.

Wichtigste Ergebnisse:

Erkenntnisse:  

  • Die Umfrage unter den Teilnehmenden bestätigt die Ergebnisse der Zert-Ex-Kompetenzbedarfsanalyse: Veränderungsbereitschaft ist eine besonders wichtige Kompetenz beim Meistern der digitalen Transformation.
  • Für den erfolgreichen Transfer der in einem Lehrgang erworbenen Kompetenzen ist die Art und Weise der Vermittlung und Begleitung entscheidend
  • Gute Trainer machen guten Unterricht

Herausforderungen:

  • Innovationsmutige Lehrgangsabsolvent:innen treffen im Betrieb auf eine „Unternehmenskultur 1.0“: Stärkung der Kopplung von Weiterbildung und Organisationsentwicklung gefordert
  • Um gut ausgebildete Mitarbeitende im Unternehmen zu halten, müssen Arbeitsklima und -kultur passen
  • Berufliche Bildung muss sich neben den Hochschulen selbstbewusst als gleichermaßen attraktiver Karriereweg präsentieren
Zusammenfassung:

Das Team des Zert-Ex-Projektes hatten für die Teilnehmenden drei Thementische zu unterschiedlichen Fragestellungen im Angebot, die nacheinander von der Gruppe durchlaufen wurden. Zunächst wurde diskutiert, welche Formate und Ansätze sich für zeitgemäße Bildungsprodukte in der beruflichen Bildung eignen. Die Zert-Ex-Projektmitarbeitenden präsentierten ihren Zert-Ex-Lehrgang, der z. B. einen Blended-Learning-Ansatz, szenario-basiertes Lernen (Action Learning), kollaboratives Lernen (Kleingruppenarbeit) sowie eine umfassende Lernbegleitung durch das Zert-Ex-Trainerteam aufweist. Die Gäste des Fachforums fügten weitere Ideen und Ansätze hinzu und waren sich anschließend einig: Handlungsorientierung sowie Lernbegleitung (durch z. B. einen Lehrgangsmentor) sind mit Abstand die wichtigsten Ansätze, gefolgt von Praxisbezug und Selbstlernen.

Darauf aufbauend wurde der Frage nachgegangen, wie es – nach dem erfolgreichen Abschluss einer Weiterbildungsmaßnahme – gelingt, die erworbenen Kompetenzen nach Abschluss einer Weiterbildungsmaßnahme ins Unternehmen zu transferieren. In der Digitalen Transformation fordern Unternehmen von Mitarbeitenden ein „Mindset“, das durch Digitalaffinität und Veränderungsbereitschaft zu charakterisieren ist. Wenn Weiterbildung – wie im Falle des Zert-Ex-Lehrgangs – einen derartigen „Mindset-Shift“ anregen soll, sind jenseits von Curriculumsgestaltung und Lernmethoden Fragen des Transfers zu berücksichtigen. Vor dem Hintergrund von empirischen Befunden aus „Zert-Ex“ und Diskussionen in den Workshops des Fachforums wurde deutlich, dass der Transfer von Learnings aus dem Weiterbildungssetting in betriebliche Anwendungen als eine Problematik von aktueller Relevanz einzuordnen ist. Während „Patentrezepte“ hierfür nicht verfügbar sind, zielen Lösungsideen seitens der Forums-Teilnehmenden auf eine stärkere Kopplung von Weiterbildung und Organisationsentwicklung.

Abschließend wurde beleuchtet, wie auch der Transfer sämtlicher Arbeitsergebnisse und Inhalte über die Projektlaufzeit hinaus sowie der nationale Roll-out von neuen Bildungsprodukten gelingen können. Gute Trainer in konstanten Teams werden hierbei als Gelingensbedingung für den nationalen Roll-out von neuen Bildungsprodukten genannt, aber auch das selbstbewusste Positionieren der beruflichen Bildung neben den Hochschulen. Diese sei aus Sicht der Unternehmen ebenso attraktiv wie ein Bachelorstudium. Für den geglückten Transfer der Arbeitsergebnisse über die Projektlaufzeit hinaus wird aus dem Teilnehmendenkreis eine gute und prägnante Wissenschaftskommunikation angeregt.

Beteiligte:

InnoVET-Projekte Zert-Ex-Abschlüsse & BexElektro

Fachforen – Teil 2

Fachforum 6: Neuland kartieren – Die Fortbildungsstufe „Geprüfte/-r Berufsspezialist/in“ in der vergleichenden Analyse

Ziel, Format und Ablauf:
Fachforum 6
Prof. Dr. Karl Wilbers moderierte das Fachforum. Copyright: Bundesinstitut für Berufsbildung/Ulrike Preuß

Das Fachforum war als gemeinsamer Workshop der InnoVET-Projekte BexElektro, BIRD, BM = x³, CLOU, Exzellenz Handwerk, KI B³, LBT Forward und Uptrain konzipiert. Ziel war es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Konzeptionen und Verfahren bei der Entwicklung der Fortbildungsabschlüssen für die neue erste Fortbildungsstufe „Geprüfte/-r Berufsspezialist/in“ herauszuarbeiten.

Zunächst präsentierten Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Projekte die von ihnen entwickelten Qualifikationen. In einer anschließenden Poster-Session galt es, diese vergleichend zu analysieren. Die Moderation übernahm Prof. Dr. Karl Wilbers, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, als Verbundkoordinator für das InnoVET-Projekt BIRD.

Wichtigste Ergebnisse:
  • In den relevanten InnoVET-Projekten spielt die erste Fortbildungsstufe in den Entwicklungsarbeiten eine unterschiedliche Rolle: Einige Projekte haben das Hauptziel eine Fortbildung auf der DQR-Stufe 5 zu entwickeln und diese entsprechend in bestehenden vor- und nachgelagerten Fortbildungen abgrenzend einzugliedern. Bei anderen Projekten werden hingegen mehrere Fortbildungen auf unterschiedlichen DQR-Stufen entwickelt, sodass die Herangehensweise über die Verteilung von Fortbildungsinhalten und Kompetenzen ganzheitlich auf die unterschiedlichen Fortbildungsniveaus vorgenommen werden kann.
  • Die Diskussion um die erste Fortbildungsstufe muss intensiviert werden. Die Ergebnisse des Fachforums spielen dabei eine wichtige Rolle: Das Fachforum stellte eine geeignete Plattform dar, die Entwicklungen für und Übersetzungsleistungen auf der DQR-Stufe 5 transparent über die einzelnen InnoVET-Projekte darzustellen und vergleichende Analysen zu ziehen. Das Forum zeigte, dass Ergebnisse in gleichen Branchen nicht weit auseinander in ihrer Übersetzungsleistung liegen. Es besteht jedoch weiterhin der Bedarf, Brücken für DQR-5-Qualifizierungen über Branchen und Berufsbereiche hinaus zu schlagen, um Schnittmengen der aktuellen DQR-5-Qualifizierungen zu erfassen, um somit einen DQR-5-Wildwuchs zu vermeiden und allgemeingültige ordnungspolitische Implikationen zu generieren.
  • Es lassen sich eine Reihe von Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Konstruktion der ersten Fortbildungsstufe identifizieren: Alle Projekte sehen die erste Fortbildungsstufe als Chance für die Fachkräftesicherung, die Attraktivitätssteigerung der beruflichen Bildung und als Personalbindungsinstrument. Die nebenberuflichen Qualifizierungen setzen durchweg an der Verknüpfung von integriertem Fachwissen mit Berufserfahrung an. Die Struktur der Fortbildungen in Modulen ist eine neue Herangehensweise für berufliche Fortbildungen. Die Fortbildungsentwicklung im Blended-Learning Design wird häufig fokussiert. Unterschiede bestehen zum Beispiel in der Herangehensweise bei der Entwicklung der Fortbildungen an sich, in der angesetzten Dauer der Fortbildungen, natürlich durch die Branchen und entsprechende Einsatzfelder sowie in den Integrierungen der Fortbildungen in Berufslaufbahnmodelle.
Zusammenfassung:

Mit der Novelle des Berufsbildungsgesetzes wurden drei Fortbildungsstufen transparent eingeführt. Es sind dies die Abschlüsse „Geprüfte/r Berufsspezialist/in“, „Bachelor Professional“ oder „Master Professional“.

Auf der ersten Fortbildungsstufe bestehen bislang nur vereinzelt Fortbildungen, daher existieren nur wenige Konzepte und Erfahrungen, wie diese Stufe in den unterschiedlichen Branchen übersetzt werden kann. Eine Reihe von InnoVET-Projekten setzen sich daher intensiv mit der DQR-Stufe 5 bzw. der ersten Fortbildungsstufe „Geprüfter Berufsspezialist/Geprüfte Berufsspezialistin“ auseinander. Dies sind die InnoVET-Projekte BexElektro, BIRD, BM=X³, CLOU, Exzellenz Handwerk, KIB³, LBT Forward und Uptrain.

Diese Projekte stellten auf dem Workshop die im Projekt entwickelten Fortbildungen im Plenum vor und analysierten diese anschließend in der Arbeitsphase vergleichend. Dabei sollen Unterschiede und Gemeinsamkeiten identifiziert werden. Vorbereitend zum Workshop hatten alle InnoVET-Projekte eine Beschreibung der Fortbildungsstufe nach einheitlichen Kriterien erstellt und in Form eines Posters dokumentiert.

Zu Beginn des Workshops wurden bereits bekannte Gemeinsamkeiten aus der InnoVET-Begleitforschung vorgestellt. Dies erfolgte mit dem Ziel, sich im Nachgang auf die „sensiblen“ und „schwierigen“ Bereiche zu fokussieren. Dies waren konkret die beruflichen Einsatzfelder für „Gerüfte Berufsspezialist/-innen“, die Mehrwerte des Fortbildungsabschlusses sowie die Abgrenzungen der einzelnen DQR-Stufen untereinander.

Die Projekte wurden bezüglich ihrer beheimateten Branche in Workshopgruppen geclustert, um in der Arbeitsphase eindeutige Schnittmengen anhand der mitgebrachten Poster zu diskutieren und zu identifizieren. In einem iterativen Prozess wurden die Ergebnisse von allen Projekten eruiert, entwickelt und vorgestellt. Im Nachgang erfolgt eine umfangreiche erweiterte Dokumentation des Fachforums durch einen Sammelband, der vom Moderator über Open Access herausgegeben wird.

Beteiligte:

Fachforum 7: Kompetenzorientierte Prüfungen bei hybriden Bildungsgängen

Ziel, Format und Ablauf:

Fachforum 7
Copyright: Bundesinstitut für Berufsbildung/Ulrike Preuß

Die InnoVET-Projekte tQM und SiA-NRW begleiten die Einführung des Bildungsmodells der studienintegrierenden Ausbildung (siA), bei der Ausbildung und Bachelor-Studiengang miteinander verzahnt werden. In diesem Forum wurden die Erfahrungen der Prüfungsgestaltung aus den ersten eineinhalb Studienjahren der siA in Hamburg und NRW anhand konkreter Formate trialer Prüfungen an den drei Prüfungsorten und entlang rechtlicher, organisatorischer und inhaltlicher Fragen vorgestellt. In einem World-Café diskutierten die Teilnehmenden anschließend zu vertiefenden Fragestellungen. Daraufhin wurden in einer Plenumsdiskussion die Ergebnisse betrachtet und weiterführende Fragen und Visionen einer neuen Prüfungskultur formuliert und die wesentlichen Ergebnisse abschließend zusammengefasst.

Wichtigste Ergebnisse:

Erkenntnisse:

  • Kompetenzorientierte Prüfungen sind in allen drei Lernorten (Hochschule, Berufsschule, Betrieb) gemeinsam miteinander zu erarbeiten und zu verzahnen.
  • Innovative neue Prüfungsformate sind vorhanden, diese sind jedoch auch konkret in die Prüfungspraxis zu implementieren.
  • Prüfungsstrukturen sind durch innovative Ansätze – ausgerichtet an den Bedürfnissen und den Realitäten in der Praxis – weiterzuentwickeln.

Herausforderungen:

  • Prüfungsökonomie
  • Bedarf eigenständiger gesetzlicher Regelungen für hybride Bildungsgänge
  • Über Jahrzehnte gewachsene Prüfungsstrukturen
Zusammenfassung:

Aufgabe von tQM ist es, die eigens für die Anwendung der siA errichtete Berufliche Hochschule Hamburg (BHH) qualitätssichernd bei ihrem Aufbau und ihrer Entwicklung ihrer vier siA-Bildungsgänge (Industrie, Informatik, Bank/Finanzen, Marketing) zu begleiten. Bei SiA-NRW liegt der Fokus darauf, wie das siA-Konzept in einem Flächenland implementiert werden kann.

Prof. Dr. Eckart Severing führte in den aktuellen Stand zum kompetenzorientierten Prüfungswesen ein. Dessen Ausbau werde nicht selten durch die Prüfungsökonomie konterkariert. Hochschulen würden wegen durchzuführender Akkreditierungsvorgaben davon abgehalten, einen vermehrten Praxisbezug zu implementieren. Bei der Anrechnung von Leistungen aus beruflicher und akademischer Bildung sei allerdings festzustellen, dass inhaltlich oft keine große Divergenz bestünde. Ziel sollten integrierte Prüfungen auf DQR 6- und DQR 4-Niveau sein. Dazu sei eine Änderung der Prüfungsstruktur erforderlich.

Das InnoVET-Projekt tQM erläuterte im Anschluss aus juristischer Perspektive die in Hamburg umgesetzte Verzahnung von Leistungen an der Hochschule und an der Berufsschule durch § 10 der Verordnung über die Ausbildung an einer Berufsschule (AO-BeS). Berichtet wurde über die laufenden Workshops von tQM und BHH mit der Handelskammer Hamburg. Ziel sei dabei, die weitere Verzahnung von praxisbezogenen Modulen der BHH mit der betrieblichen Projektarbeit der Ausbildung Fachinformatik.

SiA-NRW stellte die unterschiedlichen Anrechnungsmodelle der insgesamt zehn Pilotstandorte in NRW vor. Sodann wurde für SiA-NRW das Beispiel der Kooperation zwischen dem Heinz-Nixdorf-Berufskolleg und dem Hochschulzentrum Essen der FOM Hochschule vorgestellt. Interessierte beginnen mit einer Ausbildung und besuchen einen mit der Hochschule abgestimmten Berufsschulunterricht in einer siA-Klasse.

In der Diskussion im World-Café zu neuen Prüfungsformen (Tisch 1) haben sich unterschiedliche Optionen gezeigt. Beispiele, die hierfür genannt wurden, sind u. a. Prüfung als Assessment-Center, Prüfungen orientiert an beruflichen Handlungen oder Beratungsgespräche und deren Reflexion. Eine Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie verschiedene Kompetenzbereiche abdecken, die weit über die reine Fachkompetenz hinausgehen.

Im Rahmen von zwei Diskussionsrunden (Tisch 2) wurden unter anderem folgende Fragen verfolgt:  Wie erfüllen Prüfungen am Berufskolleg das Niveau DQR 6? Wie können Kammerprüfungen in den Anrechnungsprozess mit eingebunden werden? Welche Herausforderungen ergeben sich hinsichtlich der zeitlichen/organisatorischen Koordination – wer prüft wann und wo?

Herausforderungen (Tisch 3) zeigten sich etwa darin, dass nach der Novellierung einer Berufsausbildung nun (Wissens)-Aufgaben geprüft werden, auf die die Berufsschulen mit dem vermehrten handlungsorientierten Unterricht nicht vorbereitet wurden bzw. nicht vorbereitet werden konnten. Ein Kompetenzmessmodell solle dem (bisherigen) Abprüfen von Fachwissen vorgehen. Die Prüferinnen und Prüfer seien oftmals nicht auf neue Systeme und Prüfungsbereiche vorbereitet, zudem sei der Prüfungsbereich enger einzugrenzen.

Im Nachgang zu Tisch 1 wurde herausgestellt, dass über das Zustandekommen der Note selbst stets diskutiert werden könne, diese aber durchaus eine breite Selektion anhand von gezeigten Leistungen widerspiegele. Unternehmen würden oft vermehrt nach dem vorhandenen Willen und auf die Durchführung der Fortbildung schauen. Der Standort der Ausbildung sei zunehmend entscheidend, nicht die konkreten Noten. In Bezug auf Tisch 2 wurde es als wichtig herausgestellt, Redundanzen festzustellen und zu beseitigen. Insbesondere sei das Vertrauen der Partner zueinander wichtig. Zeitliche Ressourcen würden auch hier eine hohe Hürde darstellen. Eine integrative Zusatzprüfung könne Teil einer Lösung sein. Ergebnisse des Tisches 3 zeigten den Bedarf einer starken Einbindung der Unternehmen, wobei Unterschiede etwa zwischen einem Konzern und kleinen Unternehmen bestünden bezogen auf die Art und Betreuung der Ausbildung.

Beteiligte:

  • InnoVET-Projekt SiA-NRW: Joachim Liesenfeld, Tobias Plog, Tobias Funke
  • InnoVET-Projekt tQM: Dr. Marius Herzog, Marc Stahl, Dr. Christian-Henning Hartig
  • Prof. Dr. Eckart Severing, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • Prof. Dr. Henning Klaffke, Berufliche Hochschule Hamburg
  • Prof. Dr. Christian Rüttgers, FOM Hochschule für Oekonomie & Management

Fachforum 8: Tradition trifft Moderne – Innovative und interaktive Lernplattformen für die berufliche Bildung

Ziel, Format und Ablauf:
Fachforum 8
Anke Hallwaß (ZWH) präsentiert das Projekt ProNet Handwerk. Copyright: Bundesinstitut für Berufsbildung/Ulrike Preuß

Für die Umsetzung der Energiewende und digitalen Transformation werden qualifizierte Fachkräfte benötigt. Wie sich exploratives virtuelles und praktisches Lernen an traditionellen und neuen Lernorten mit modernen (Hightech-)Anlagen verzahnen lassen und eine nutzungsfreundliche, innovative und interaktive Lernumgebung aussehen kann, veranschaulichten die Projekte BM = x³ und ProNet Handwerk.

Nach einer Online-Abfrage zu persönlichen Lernerfahrungen im Plenum präsentierten beide Projekte ihre entwickelten Lernplattformen – die Lernplattform der Microtec Academy von BM = x³ und den eCampus Handwerk von ProNet Handwerk – und stellten sich den Fragen des Publikums. Im Anschluss wurde in drei Gruppen zu unterschiedlichen Herausforderungen vertiefend diskutiert.

Wichtigste Ergebnisse:
  • Eine ideale Lernplattform sollte von unterschiedlichen Perspektiven her konzipiert werden: Für Kursteilnehmende steht vor allem eine attraktive, nutzungsfreundliche, spielbasierte Gestaltung der Kurse im Vordergrund, deren Inhalte aus vielen kleinen Learning Nuggets bestehen und sich personalisieren lassen sollten. Für Dozierende ist essentiell, dass Kurse schnell und intuitiv zu erstellen sind, ihnen diverse Vorlagen zur Verfügung stehen und eine einfache Integration unterschiedlicher Tools und Formate möglich ist.
  • Eine zielgruppengerechte, strukturierte, abwechslungsreiche Aufbereitung der Inhalte ist für die Motivation der Kursteilnehmenden in Online-Kursen unablässig. Lernziele, Zeitpläne, Aufgaben und Lernfortschritt sollten einsehbar und realisierbar sein. Auch sollten Online-Kurse begleitet werden, Feedback gegeben und regelmäßiger Austausch zwischen den Teilnehmenden angeregt werden.
  • Neben einer sehr einfachen und intuitiven Bedienbarkeit sowie der Kompatibilität mit weiteren Systemen sind finanzielle und personelle Ressourcen sowie ein gemeinsames Leitbild und Unterstützungskonzept in den Bildungszentren für die nachhaltige Etablierung einer Lernplattform unverzichtbar.
Zusammenfassung:

Beide Plattformen bestechen durch ihre vielfältigen, interaktiven und praxisnahen Lernangebote und bieten dadurch den Lernenden ein attraktives und zugleich motivierendes Bildungserlebnis. Aber sie unterscheiden sich auch auf Grund ihrer unterschiedlichen Einsatzbereiche und Zielgruppen.

Das Projekt BM = x³ entwickelt eine überregionale Berufsbildungsakademie speziell für die Mikro- und Nanotechnologien, die Microtec Academy, die den Zugang zu vielfältigen, flexiblen Modulen und Infrastrukturen unterschiedlicher im Projekt beteiligter Institutionen ermöglicht. Demnach wird eine kombinierte Webpräsenz und Lernplattform auf Basis von Moodle für die Microtec Academy aufgebaut, die sich sowohl direkt an individuelle Lernende als auch an Unternehmen der Branche richtet und sich an modernen, nutzungsfreundlichen, spielbasierten Konzepten orientiert. Im Mittelpunkt der Plattform stehen die Kurse in unterschiedlichen Formaten (Präsenz, Online, hybrid), für die man sich direkt über die Plattform anmelden kann. Damit auch die einzelnen Kurse dem „Look-and-Feel“ und der User Experience des öffentlichen Bereichs entsprechen, wurde die Lernplattform individualisiert. Zudem stehen Dozierenden Templates für unterschiedliche Methoden und Formate zur schnellen Kurserstellung zur Verfügung. Ein besonderer Lernort, auf den man über die Lernplattform zugreifen kann, ist das Virtuelle Technologielabor – eine Art Flugsimulator für Mikrotechnologinnen und -technologen, der sie auf die Prozesse und Maschinenbedienung im realen Reinraum vorbereitet.

Der im Projekt ProNet Handwerk entwickelte eCampus Handwerk ist eine digitale Lernplattform für Fachkräfte, Mitarbeitende der Bildungszentren, Dozierende und Prüfende des Handwerks. Ein benutzerfreundlicher Ort mit vielen Funktionen, an dem standortübergreifendes, flexibles und interaktives Lernen und Arbeiten möglich ist. Der eCampus Handwerk dient Lernenden und Lehrenden zukünftig gleichermaßen als lebenslanges Wissens- und Lernportal, auf dem Vernetzung und fachlicher Austausch ebenso im Fokus stehen wie die Methodenvielfalt für digitales Lernen. Die Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) stellt den Handwerksorganisationen den eCampus Handwerk zur Nutzung bereit. Zahlreiche Vorlagen erleichtern die Kurs- und Inhaltserstellung für die Bildungseinrichtungen. Eine Schnittstelle in die Verwaltungssoftware und eine ebenfalls im Projekt entwickelte Prüfungssoftware vereinfacht Übertragungsprozesse von Kurs- und Teilnehmerdaten sowie Prüfungsergebnissen.

Im Anschluss fand eine vertiefende Diskussion in drei Gruppen zu den folgenden Fragestellungen statt:

  • Wie sieht eine „ideale“ Lernplattform aus? Was sind „Must-haves“, „Nice-to-haves“ und „No-Gos“ von Lernplattformen?
  • Wie sind motivierende Kursinhalte aufbereitet? Wie kann es gelingen, die Motivation in einem Online Kurs aufrecht zu erhalten? Kopfstandmethode: Was sind echte Motivationskiller?
  • Wie können Lernplattformen nachhaltig etabliert werden? Was ist dafür aus Perspektive der Nutzenden und hinsichtlich der Software wichtig?

Beteiligte:

  • InnoVET-Projekt BM = x3: Dr. Anja Quednau (FBH), Tina Jene (Hochschule Kaiserslautern), Jules Pommier (HTW Berlin)
  • InnoVET-Projekt ProNet Handwerk: Anke Hallwaß (ZWH), Nadine Koppe (ZWH), Felix Schmitt (ZWH)

Fachforum 9: Mix it – Die besten Rezepte für gelungene Lernortkooperation

Ziel, Format und Ablauf:
Fachforum 9
Was sind die Erfolgsrezepte für Lernortkooperation? Copyright: Bundesinstitut für Berufsbildung/Ulrike Preuß

Im Rahmen eines Barcamp luden die InnoVET-Projekte „UpTrain“ und „Bottom-Up statt Top-Down“ zum Austausch über Lernortkooperationen (LOK) ein. „Best Practices“ aus den Projekten mischten sich mit aktiven Diskussionen für den Mix von Lehransätzen beruflicher und hochschulischer Bildung für die Aus- und Fortbildung. Das Barcamp hatte zwei Runden mit drei moderierten Thementischen:

  • Mix-Varianten
    • Erfolgsrezepte
    • Chancen & Nutzen
  • Welche unterschiedlichen Arten von LOK gibt es?
    • Welche Vor- und Nachteile haben die unterschiedlichen Formen?
    • Welche Herausforderungen und Lösungsansätze gibt es bei der Durchführung von LOK?
    • Wie lassen sich die Rahmenbedingungen der Lernorte in Einklang bringen?
  • Was bedeuten LOK für die Lehrgangs-Planung?
    • Was sind Synergien und Effekte von LOK?
    • Wie können Auswirkungen auf Unternehmen, Hochschulen, Studierende, Berufsschulen und Auszubildende nachhaltig messbar gemacht werden?
    • Wie können Lern-Management-Systeme LOK fördern?

Die Ergebnisse wurden auf Rahmenbildern festgehalten, die in einem abschließenden Gallery Walk mit allen Teilnehmenden besichtigt wurden.

Wichtigste Ergebnisse:

An den Tischen gab es zu den Themenbereichen folgende Erkenntnisse:

  • Mix-Varianten | Arten von Lernortkooperationen
    • Es gibt unterschiedlichste Arten und Detailstufen von LOK.
    • LOK sind immer individuell und in Wiederholungen immer anders.
    • Allen unterschiedlichen LOK gemein sind die wichtigsten und herausforderndsten Zutaten: Bereitschaft, Transparenz und Offenheit, LOK durchführen zu können/zu wollen.
  • Erfolgsrezepte | Operationalisierung von LOKs
    • Es braucht fest verankerte und motivierte Kümmerer/Lernortkoordinator/-innen bei allen Stakeholdern.
    • Größte Herausforderungen sind: gleiche, gemeinsame Sprache zu finden, passende Themen und Schnittmengen identifizieren und diese organisatorisch übereinanderzulegen.
  • Chancen & Nutzen | Nachhaltigkeit & Messbarkeit von LOK
    • Kurzfristiger Mehrwert ist gegeben und wird von den LOK-Beteiligten in der Regel sehr positiv bewertet.
    • Ein langfristiger Mehrwert ist schwer zu evaluieren, da jede LOK sehr individuell ist.
    • Die Frage ist, ob es einer langfristigen Evaluation bedarf oder das Durchführen von LOK nicht ein Mindset-Thema ist, für das die kurzfriste Evaluation ausreicht.
Zusammenfassung:

Die InnoVET-Projekte „UpTrain“ und „Bottom-Up statt Top-Down“ luden zum Austausch über Lernortkooperationen (LOK) ein. Nach zwei kurzen Projektvorstellungen teilten sich ca. 30 Forumsteilnehmende auf drei Thementische auf: Im Rahmen eines World Cafés teilten die Projekte „Best Practices“ und mischten diese mit aktiven Diskussionen aus dem Teilnehmerfeld.

Schnell wurde klar, dass es sehr unterschiedliche Interpretationsarten von LOK gibt. Sowohl die beiden Projekte, als auch die Beiträge der Teilnehmenden brachten unterschiedlichste Kombinationen von LOK hervor (z.B. Studierende & Industrieunternehmen, Forschungsinstitutionen & Berufsschulen oder Ausbildungs- und Lehrpersonal). Allerdings war allen Kombinationen gemein, dass im Vorfeld die Bereitschaft zu Transparenz und Offenheit für den Austausch notwendig ist, um erfolgreiche LOK etablieren zu können.

Im Rahmen der Umsetzung bedarf es motivierter Kümmerer/Lernortkoordinator*innen bei allen Stakeholdern, die die Aktivierungsenergie aufbringen, LOK einzuführen und lebendig zu halten. Als größte Herausforderungen wurden identifiziert, eine gemeinsame Sprache zu finden, ein gleiches Verständnis zu generieren, passende Themen zu finden und diese organisatorisch übereinanderzulegen (dies fängt z.B. bei den unterschiedlichen Zyklen der Terminplanung zwischen beruflicher Fortbildungsplanung und Vorlesungsplanung einer Hochschule an). Es zeigte sich aber auch, dass einige LOK-Themen schon allein dadurch aufgedeckt wurden, sobald potenzielle LOK-Teilnehmer miteinander in den Austausch gehen. So wussten etwa benachbarte Institutionen nicht, welche technischen Möglichkeiten sich innerhalb der anderen Gebäude bieten.

Sowohl die Projekte als auch die Diskussionsteilnehmer berichteten von wertvollen LOK. LOK-Teilnehmende konnten stets einen positiven Mehrwert aus den Veranstaltungen ziehen, u.a. aufgrund von Synergieeffekten – einiges wurde sogar erst durch LOK möglich (z.B. können Maschinen in der Forschungseinrichtung anders als im Industrieunternehmen angehalten werden, um Fehler zu veranschaulichen).

Es wurden auch die Schwierigkeiten einer nachhaltigen Messung der LOK-Erfolge diskutiert. Hierzu bedarf es einer Verstetigung nahezu unter Laborbedingungen. Da LOK aber stets individuell und immer in Varianten umgesetzt werden, sind diese schwer herzustellen.

Beteiligte:

Fachforum 10: Berufsorientierung neu gedacht – Handlungsorientiert Jugendliche für Metall- und Elektroberufe gewinnen

Ziel, Format und Ablauf:
Fachforum 10
Die Teilnehmenden diskutierten darüber, was die Anforderungen an gelingende Berufsorientierungsangebote sind. Copyright: Bundesinstitut für Berufsbildung/Ulrike Preuß

Das InnoVET-Projekt „Allianz für berufliche Bildung in Ostbayern“ (ABBO) entwickelt mit der „Frühausbildung“ ein neuartiges, handlungsorientiertes vertiefendes Berufsorientierungsangebot. Neben der Vorstellung dieses Angebots stand vor allem die Diskussion zentraler Anforderungen an Berufsorientierungsangebote durch die heterogenen Akteursgruppen im Fokus. Mit Blick auf den Branchentransfer, die Zielgruppendifferenzierung und die gelingende Lernortkooperation wurden nach einem vertieften (praktischen und konzeptionellen) Einblick in die Frühausbildung im zweiten Teil des Fachforums im Sinne eines World-Café diese spezifischen Herausforderungen multiperspektivisch mit den an Berufsorientierungsangeboten beteiligten Expertinnen und Experten diskutiert und abschließend eingeordnet. Gerahmt wurde das Forum durch einen Ein- und Ausblick zur Berufsorientierungslandschaft in Deutschland durch Herrn Prof. Dr. Michael Heister (BIBB).

Wichtigste Ergebnisse:

Erkenntnisse:

  • Die aktuelle Landschaft der Berufsorientierungsangebote ist gekennzeichnet durch viele wichtige Einzelangebote und Maßnahmen, verstärkt braucht es verbindende Elemente.
  • Um erfolgreiche Berufsorientierungsprozesse bei Jugendlichen optimal fördern zu können, bedarf es einer gelingenden Lernortkooperation aller Beteiligten.
  • Nach einer Phase der Erstorientierung ist für Jugendliche eine ausführliche, vertiefende Auseinandersetzung mit dem Berufsfeld sinnvoll.

Herausforderungen:

  • Im Sinne gelingender Lernortkooperationen brauch es bestehende Netzwerkstrukturen mit starkem Gestaltungswillen aller Akteure sowie einem zentralen Knotenpunkt, der diese bündelt.
  • Eine institutionelle Verankerung neuartiger Berufsorientierungsangebote ist eine zentrale Gelingensbedingung.
  • Es braucht mehr Offenheit zu beruflichen Bildungswegen, die der akademischen Bildung nicht nachstehen, sondern ein wichtiges und gleichgestelltes Entwicklungsinstrument sind. Hier müssen vor allem neuartige Berufsorientierungsangebote stärker über die berufliche Bildung mit langzeitbiografischer Entwicklungsperspektive aufklären.
Zusammenfassung:

Viele Betriebe sind allein nicht mehr in der Lage, neue Fachkräfte zu gewinnen. Phänomene wie das veränderte Bildungs- und Berufswahlverhalten (Trend zu höheren Abschlüssen) oder steigende Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt (u.a. unbesetzte Ausbildungsplätze) verstärken diese Problematik. Das InnoVET-Projekt ABBO entwickelt und pilotiert auf Basis dieser Herausforderungen ein neuartiges Berufsorientierungsangebot, die „Frühausbildung“. Mit Hilfe einer Verzahnung von curricularen Ausbildungsinhalten und Berufsorientierungsmaßnahmen soll der Jugendliche in seinem Berufswahlprozess gestärkt und realistische und frühzeitige Einschätzungen hinsichtlich eigener Berufswahlentscheidungen gefördert werden. Damit sollen passgenauere und erfolgreiche Übergänge in den Beruf geschaffen und Ausbildungsabbrüche langfristig vermieden werden. Ziel ist eine zielführende Gewinnung und Sicherung von (zukünftigen) Fachkräften.

Das im Rahmen der InnoVET-Fachtagung 2023 durchgeführte Fachforum diskutierte zentrale Anforderungen an neuartige Berufsorientierungsangebote am Beispiel der ‚Frühausbildung‘ (Branchentransfer/ -vielfalt, Zielgruppendifferenzierung und gelingende Lernortkooperation). Hierfür gab Prof. Dr. Michael Heister (BIBB) einleitend einen Einblick in die aktuelle Berufsorientierungslandschaft. Die anschließenden (konzeptionellen wie praktischen) Impulsvorträge ermöglichten einen vertiefenden Einblick in die „Frühausbildung“ und boten die Grundlage für die anschließende Diskussion an der unterschiedlichen World-Café Tischen. Die Ergebnisse wurden abschließend wiederum durch Prof. Dr. Heister in die Berufsorientierungslandschaft eingeordnet und gemeinsam ein Ausblick entworfen.

Beteiligte:

InnoVET-Projekt ABBO (Lars und Christian Engel Stiftung, Hochschule der Bundesagentur für Arbeit), Prof. Dr. Michael Heister (BIBB), Lehrkraft allgemeinbildende Schule, betrieblicher Ausbilder

Fazit und Verabschiedung

Im Anschluss an die Fachforen verabschiedete Peter Thiele, Leiter des für InnoVET zuständigen BMBF-Referats, die Teilnehmenden. Dabei richtete er den Blick nach vorn. „Der Fokus in der zweiten Halbzeit der laufenden InnoVET-Projekte wird auf dem Transfer liegen“, kündigte er an.

Zugleich ist die Bewerbungsphase für InnoVET Plus gestartet. Für die neue Förderung stehen trotz knappen Bundeshaushaltes über 80 Millionen Euro zur Verfügung. Wie bei InnoVET sind auch diesmal bewusst nur wenige thematische Leitplanken und Förderbeschränkungen vorgegeben. „Wir schaffen diesen Innovationsspielraum, um mit neuen, frischen Ideen die Attraktivität Berufsbildung für Jugendliche steigern und sie in den höheren Ebenen gleichwertig zu Hochschulabschlüssen aufstellen.“

Text: Ulrike Preuß, Benjamin Dresen und die an den Fachforen beteiligten InnoVET-Projekte